Bielefeld (MiS). »Ich hab' alles aufgeschrieben im Leben«, sagt Walter Tacke. Das Sammeln von Daten ist bis heute eine Leidenschaft des früheren Chefs des Bielefelder Meinungsforschungsinstitutes EMNID. Und ganz nebenbei ist Tacke auch noch Bielefelds dienstältester Kommunalpolitiker. Seit 1962 nimmt er politische Mandate wahr. Am morgigen Dienstag feiert Walter Tacke seinen 80. Geburtstag.
Er weiß genau, wie viele Vorträge er in seinem Leben gehalten hat (549) und wie viele Kilometer er bis zum heutigen Tag als Jogger und inzwischen beim Nordic Walking zurück gelegt hat (mehr als einmal um die Erde). Alles geht ein in seine persönliche Statistik. »Ein Tick von mir«, wie er freimütig bekennt. So ähnlich wie das Sammeln und Lesen von Büchern. 8000 Bände besitzt er inzwischen. Sein Heim in Stieghorst kann es mit einer kleinen öffentlichen Bibliothek allemal aufnehmen. Die ersten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte er an der deutsch-niederländischen Grenze nahe Ahaus. Sein Vater war Zollbeamter. Eine harte Zeit. »Fünf Kilometer waren es bis zur nächsten Schule«, erzählt er. Und Strom gab es in der Dienstwohnung auch nicht. Die Petroleumlampe, die heute auf der Fensterbank im Wohnzimmer zur Zierde steht, spendete das Licht, wenn er als Junge seine Hausaufgaben machte. 1938 wurde der Vater nach Bielefeld versetzt. Sohn Walter trat zunächst in seine Fußstapfen, arbeitete nach dem Betriebswirtschafts-Studium bei der Finanzverwaltung und kam bei einer Betriebsprüfung erstmals mit dem damals noch jungen Meinungsforschungsinstitut EMNID in Kontakt. Kurze Zeit später - 1961 - wurde er Geschäftsführer des Unternehmens. Bis 1993 war Tacke EMNID-Chef. »Wer Markt- und Meinungsforschung betreibt, muss sich auch in der Politik auskennen«, lautet seine Devise. Seit 1959 CDU-Mitglied, gelangte er 1962 als Nachrücker in den Bielefelder Rat, blieb zwölf Jahre, um anschließend ein Amt zu bekleiden, das er bis heute innehat. Seit 1974 ist Tacke Bezirksvertreter in Stieghorst, ist dort auch CDU-Fraktionsvorsitzender. »Hier in unserem Bezirk werden viele Entscheidungen über alle Parteigrenzen gemeinsam gefasst«, berichtet der Jubilar, der auch noch im Seniorenrat der Stadt Sitz und Stimme hat. Die Konsensfähigkeit vermisst er zuweilen in der großen Politik. »In die hat es mich nie gezogen«, sagt er. Aber Tacke ließ sich 19 Jahre, von 1974 und 1993, als Kreisvorsitzender der CDU in die Pflicht nehmen. Als er aus dem Amt schied, wurde er sogleich zum Ehrenvorsitzenden berufen. »Wenn meine Frau nicht so viel Verständnis gezeigt hätte, wäre all das kaum möglich gewesen«, sagt er über seine Gattin Irmgard. Ehrlich klingt das. Denn viel Arbeit gab es immer für Walter Tacke - auch noch neben der Politik und EMNID. Noch ein paar Zahlen: 65 Semester hat er als Dozent an Universitäten, Fachhochschulen und Weiterbildungseinrichtungen gelehrt - bis 2005. Die Bibliographie seiner Aufsätze und Bücher umfasst 107 Titel - Ende offen.
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