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Gerry Weber setzt auf seine »Houses«

Im Jahr 2010 soll die Hälfte der Mode in eigenen oder Franchisebetrieben verkauft werden

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf/Halle (WB). Die Gerry Weber AG in Halle will die Zahl ihrer »Houses of Gerry Weber« bis 2009 mindestens verdrei-, vielleicht sogar vervierfachen. Schon am 23. Februar eröffnet das nächste Markengeschäft in der teuren Londoner Regent Street.
Umsatz und Gewinn im Plus: Gerhard Weber.
Im Geschäftsjahr 2004/05 (31.10.) hat sich die Zahl der Houses of Gerry Weber bereits um 30 auf 102 erhöht. In den kommenden zwölf Monaten plant Gerhard Weber weitere 65 Neueröffnungen. Inzwischen erzielt er 30 (Vorjahr: 16,5) Millionen des Umsatzes von 393,1 (352,2) Millionen Euro mit seinen eigenen Einzelhandelsaktivitäten. Im laufenden Geschäftsjahr soll - bei einem Gesamtumsatz von 440 Millionen -Êdie Marke von 50 Millionen Euro durchbrochen werden. »Ich bin davon überzeugt, dass wir von 2010 an mehr als die Hälfte unserer Produkte in eigenen oder franchisebetriebenen Länden verkaufen werden«, kündigte Weber gestern bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf an.
Auch personell ist der Zuwachs um 161 Stellen im Inland vor allem auf die neu hinzu gekommenen »Houses of Gerry Weber« zurückzuführen. Mittelfristig sind zwei Drittel der neuen Geschäfte im Ausland geplant. Schon arbeiten 280 Beschäftigte im eigenen Einzelhandel. Im übrigen will Weber die »Shop-in-Shop-Flächen« bei den Kunden nicht vernachflässigen. Ihre Zahl soll 2006 um 100 auf 1000 steigen.
Nach dem großen Erfolg der »Houses of Gerry Weber« ist das Unternehmen dabei, das Rezept auch auf die anderen Marken übertragen. Das erste »Taifun«-Geschäft ist im Bad Oeynhausener »Werrepark« vor kurzem an den Start gegangenen. 10 bis 15 weitere Stores sollen in den kommenden beiden Jahren folgen. Ähnlich laufen die Planungen für Samoon, der speziellen Marke für große Kleidergrößen. Hier wurde der erste Laden in Würzburg eröffnet.
In die Endphase geht derzeit der Umbau der »Halle 29« in Düsseldorf. Die Vermietung des ursprünglich 1908 errichteten Werksgebäudes der Rheinmetall AG wird Weber zufolge noch in diesem Jahr abgeschlossen. Als neue Mieter von Showrooms gewonnen wurden bereits Casa Moda, Lisa Campione und Camel Active.
Wie bereits berichtet, brachte das Geschäftsjahr 2004/05 Gerry Weber auch ertragsseitig eines der besten Ergebnisse der Unternehmensgeschichte. Das Betriebsergebnis kletterte von 27,9 auf 35,8 Millionen Euro. Die Ebit-Marge -Êalso das Verhältnis des Gewinns vor Steuern und Abschreibungen zum Umsatz - stieg von guten 7,9 aufs Rekordniveau von 9,3 Prozent. Im aktuellen Geschäftsjahr erwartet Weber eine erneute Steigerung auf mehr als zehn Prozent. Die Aktionäre sollen eine um fünf auf 40 Cent erhöhte Dividende erhalten. Sie befinden sich auch bei der Kursentwicklung auf der Sonnenseite: Die Gerry Weber-Aktie stieg im vergangenen Geschäftsjahr um 80 Prozent.
Positiv beeinflusst wurde der Gewinn durch den wegen des schwachen Dollars billiger gewordenen Einkauf. Die Personalkosten gingen nach Stellenverlagerungen im Logistikbereich auf die neue zentrale Warendrehscheibe in Ungarn zurück. Auch die Lizenzgebühren für Schuhe, Taschen, Parfum und demnächst die Gerry Weber-Herrenmode kommen dem Ertrag zugute. Weber erwartet hier für 2005/06 Einnahmen von 1,5 Millionen Euro.
Rechtzeitig lösen konnte Weber im vergangenen Jahr das Problem des EU-Importstopps für chinesische Textilien. »Am Ende hatten sie keine Auswirkungen auf unsere Zahlen«, stellt Weber zufrieden fest. Trotzdem soll der Einkauf künftig etwas breiter gestreut werden. Davon werden vor allem die Länder Vietnam, Sri Lanka und Bangladesch profitieren.

Artikel vom 21.02.2006