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HDTV startet mit WM durch

»Das Runde muss aufs Flache«

Fußballfans, die bei der Verlosung von WM-Tickets bisher leer ausgegangen sind, können das Sportereignis des Jahres alternativ auch vor dem Fernseher genießen, denn Premiere zeigt alle 64 Spiele der Fußballweltmeisterschaft live und in bester HDTV-Qualität.


Die Abkürzung HDTV steht für »High Definition Television« und ermöglicht es, im Gegensatz zum herkömmlichen PAL-System, das Vier- bis Fünffache an Bild- und Toninformationen pro Kanal zu übertragen. Das Ergebnis sind Bilder mit sehr scharfen Konturen, satten Farben und enormer Tiefenschärfe. So entsteht der Eindruck, als wäre man wirklich live dabei.
Wer das internationale Fußballturnier dann auch noch auf einem großen Flachbildschirm verfolgen kann, hat tatsächlich das Gefühl, in der allerersten Reihe zu sitzen - nicht nur wegen der unvergleichlichen Detailschärfe, sondern auch, weil das 16:9-Format einen viel besseren Überblick über komplette Spielzüge bietet.
»Vor der WM 1974 haben viele deutsche TV-Haushalte ihr altes Schwarzweiß-Gerät gegen einen Farbfernseher getauscht. Einen ähnlichen Schub erwarten wir für HDTV durch die WM in diesem Jahr«, meint Hans Seger, Gesamtverantwortlicher für Premiere HD, wie das volle HDTV-Paket des Bezahlsenders heißt.
Er könnte Recht behalten, denn allein auf dem boomenden Markt der LCD-Fernseher jagt ein Jahr der Rekorde das nächste. Das Jahr 2005 übertraf alle Erwartungen der Branche, denn weltweit konnten 20 Millionen Geräte abgesetzt werden. Der Fußballweltmeisterschaft wird durchaus zugetraut, die Umsätze der Hersteller 2006 noch einmal explodieren zu lassen. »Das Runde muss aufs Flache«, heißt demzufolge der passende Werbeslogan eines Anbieters in Abwandlung der Fußballer-Weisheit »Das Runde muss ins Eckige«.
Im Rennen um die Gunst der Käufer haben Flüssigkristall-Geräte gegenüber anderen Technologien wie zum Beispiel Plasma klar die Nase vorn. Denn LCD-Fernseher verfügen über eine höhere Auflösung als Plasma-Fernseher der gleichen Größe und sind deshalb für das hochauflösende Fernsehen besser geeignet.
Geräte mit einer Bildschirmdiagonale zwischen 25 und 29 Zoll (63,5 bis 73,6 cm) kosten mittlerweile zwischen 650 und 1500 Euro und sind damit einigermaßen erschwinglich geworden. Bei größeren LCD-Fernsehern können aufgrund der hohen Produktionskosten die Preise allerdings bis zu 7000 Euro und mehr betragen.
Um hochauflösendes Fernsehen empfangen zu können, muss das Gerät unbedingt ein »HD-ready«-Logo tragen. Nur dann ist gewährleistet, dass alle Voraussetzungen für HDTV erfüllt sind.
Außerdem benötigt der Zuschauer einen entsprechenden Receiver. Bisher erhältliche Digital-Receiver »Geeignet für Premiere« sind nicht für den Empfang von HDTV ausgelegt. Darum ist eine ganz neue Gerätegeneration auf den Markt gekommen. Sie wird derzeit nur von den Herstellern Pace und Humax geliefert und ist zunächst für den Satellitenempfang ausgelegt. Verfügbar sind die beiden Receiver Humax PR HD 1000 und Pace DS 810 KP für etwa 340 bis 380 Euro.
Wer sich auch mit einem sehr viel kleineren Display zufrieden gibt und mehr Wert auf Mobilität legt, kann die WM genauso gut auf dem Handy verfolgen. Nach Vodafone engagiert sich nun auch T-Mobile verstärkt im Bereich des mobilen Fernsehens, das über die bestehenden Handynetze zu empfangen ist. Die Tochter der Deutschen Telekom startet als erster Anbieter noch in diesem Quartal die neue HSDPA-Technologie (High-Speed Downlink Packet Access) für das UMTS-Mobilfunknetz. Unter diesem Stichwort sind Technologien vereint, die die Datenrate deutlich nach oben drücken sollen.
T-Mobile bewirbt für die Handy-TV-Nutzung die beiden Modelle Nokia 6680 (etwa 419 Euro ohne Vertrag) und für das Samsung SGH-ZM60 (etwa 459 Euro ohne Vertrag).
Kenner der Telekommunikationsbranche bezweifeln allerdings, dass sich der TV-Empfang auf dem Mobiltelefon langfristig durchsetzen wird, weil mobiles Fernsehen die Erwartungen nur teilweise erfüllt. Und tatsächlich: Obwohl die Industrie das Handy-TV unter gewaltigem finanziellem Einsatz bewirbt, lässt die Akzeptanz der Verbraucher noch zu wünschen übrig. Die Kunden lassen sich beim Thema Fernsehen vor allem von der Größe beeindrucken (zum Beispiel in Form von Flachbildschirmen) und verzichten dafür lieber auf die Mobilität.
Die Vertreter der Mobilfunkbranche sind trotzdem äußerst optimistisch: In einer Umfrage des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft »eco« glaubten immerhin 86 Prozent der Befragten, dass die Konsumenten künftig ihr Handy auch zum Fernsehen benutzen werden.

Ein Beitrag von
Kerstin Heyde

Artikel vom 01.03.2006