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Österreichs Festtag

Ski alpin: Siege durch Raich und Dorfmeister

Sestriere (dpa). Als Favorit Benjamin Raich sich seinen Kindheitstraum erfüllte, hatte sich Felix Neureuther für seinen Harakiri-Ritt im Riesenslalom schon die Schelte von Cheftrainer Werner Margreiter abgeholt.

»Man muss fahren, was man kann und nicht versuchen, Welten zu überspringen«, sagte der Österreicher in deutschen Diensten zum Ausscheiden seines einzigen Schützlings nach 50 Sekunden Fahrzeit im ersten Durchgang.
Vor acht Jahren hatte Trainer Margreiter Hermann Maier zum Doppel-Olympiasieg in Nagano geführt. Gestern holte sich Maier in Sestriere bei seinem wohl letzten Olympia-Auftritt nach Silber im Super-G mit Bronze im Riesenslalom seine zweite Medaille bei den Winterspielen in Turin und sein zehntes Edelmetall bei Großereignissen insgesamt.
Der »Herminator« wurde nur von Raich und dem überraschend stark auftrumpfenden Franzosen Joel Chenal abgefangen. »Ich bin sehr zufrieden, denn es war sehr, sehr knapp«, sagte der Weltmeister. Nach einem Krimi bei Kaiserwetter vor vollbesetzten Tribünen waren die Medaillengewinner lediglich um die Winzigkeit von 16/100 Sekunden getrennt.
»Der Olympiasieg ist mein Riesenziel gewesen«, sagte Raich und war »sprachlos und überglücklich«. Bei den an alpinen Ski-Überraschungen bislang so reichen Winterspielen kam er nach seinen Patzern in Kombination und Super-G als erster der Favoriten ans Ziel. »Das Scheitern hat mich nicht so beeinträchtigt. Denn ich muss niemandem mehr beweisen, dass ich Skifahren kann«, sagte der Pitztaler. Andere hoch gehandelte Skirennläufer gingen dagegen wieder leer aus. Vor allem Gesamtweltcup-Sieger Bode Miller (USA) enttäuschte als Sechster.
Österreichs Festtag machte Michaela Dorfmeister perfekt. Nach der Goldmedaille in der Abfahrt sicherte sie sich auch den Olympiasieg im Super-G. Sie setzte sich gestern in San Sicario in 1:32,47 Minuten durch. Auf den zweiten Platz fuhr die durch eine Erkältung geschwächte Kroatin Janica Kostelic in 1:32,74 Minuten. Bronze ging an Dorfmeisters Teamkollegin Alexandra Meissnitzer (1:33,06 Minuten).
»Die Emotionen sind noch nicht da, weil ich es noch nicht verstehen kann«, sagte die 32-Jährige, die im Ziel ungläubig auf die Anzeigetafel schaute und erst von Kostelic über ihren Sieg informiert wurde. Mit ihrem erneuten Erfolg wurde Dorfmeister, die ihre Karriere im März beenden wird, nach Langläuferin Kristina Smigun (Estland) und Shorttracker Ahn Hyun-Soo (Südkorea) zur dritten Doppel-Olympiasiegerin der Winterspiele in Turin.
Die deutschen Skirennfahrerinnen konnten in die Entscheidung um die Medaillen nicht eingreifen. Petra Haltmayr (Rettenberg) wurde in 1:33,50 Minuten Neunte. Martina Ertl-Renz kam in 1:34,03 Minuten nur auf den 16. Rang.

Artikel vom 21.02.2006