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Bildung

Unheilvolle Kleinstaaterei


Am 10. März wollen Bundesrat und Bundestag über die größte Staatsreform der bundesdeutschen Geschichte beraten. Ein Punkt: Die Länder sollen fortan allein für die Bildungspolitik zuständig sein.
Noch also kommt die Warnung des UN-Bildungsexperten Vernor Muñoz rechtzeitig: Die Bildungsunterschiede in den einzelnen Ländern seien zu groß, der Bund verliere jede Möglichkeit, eine Bildungseinheit in Deutschland zu erreichen.
Der Mann hat vollkommen Recht. 16 Bundesländer mit eigenständiger Bildungspolitik bedeuten 16 Lehrpläne, 16 verschiedene Schulbuch-Entwicklungen, 16 Prüfungsordnungen und ein Nebeneinander von 16 jeweils voll ausgestatteten Ministeriumsbürokratien. Das Ergebnis dieser unheilvollen Bildungs-Kleinstaaterei ist in jedem Pisa-Test aufs Neue nachzulesen. Wer in Bremen zur Schule geht, liegt bei Empfang seines Abschlusszeugnisses mit seinem Bildungsstand ein Jahr hinter den Klassenkameraden in Bayern - und das soll Gerechtigkeit sein?
Auch Lehrer- und Elternverbände haben bereits gefordert, das Thema Bildung bei der Staatsreform auszuklammern. Erhört worden sind sie nicht. Dazu sind die Eitelkeiten in den 16 Länder-Bürokratien offenbar zu groß. Andreas Kolesch

Artikel vom 22.02.2006