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Klopfzeichen aus der Schule

Philippinen: Retter sehen dennoch kaum Chancen für die Verschütteten

Manila (dpa). Drei Tage nach dem gewaltigen Erdrutsch auf den Philippinen ist bei den Bergungskräften zumindest schwache Hoffnung aufgekeimt, doch noch Überlebende zu finden.

Wahrscheinlich starben bei der Katastrophe mehr als 1000 Menschen. An einer Stelle, an der eine mit 250 Schülern und Lehrern verschüttete Grundschule vermutet wird, seien »rhythmische Klopfzeichen« registriert worden, sagte gestern der Chef des Rettungsteams der Küstenwache.
Er zeigte sich jedoch wenig optimistisch, in dem Dorf Guinsaugon in der Provinz Süd-Leyte tatsächlich Menschen lebend bergen zu können, da es weiterhin stark regne.
Das Erdreich sei immer noch sehr weich und weiterhin in Bewegung. Schätzungen zufolge ist die Grundschule von mehreren Dutzend Metern Schlamm bedeckt. Angehörige hatten berichtet, in der Nacht zum Samstag mehrere SMS-Botschaften von den Verschütteten erhalten zu haben.
»Die Überlebensquote ist sehr niedrig, weil der Regen andauert«, sagte ein Sprecher. »Das Wasser verdichtet das Erdreich, wodurch die Geröllbrocken heraustreten. Es sieht furchtbar aus.«
Was immer sich in den Schlammmassen befinde, werde zerquetscht.
Helfer bargen bisher 81 Tote. Die Katastrophenschutzbehörden gaben die Zahl der Vermissten mit mehr als 1300 an.
Am Freitag hatte eine gewaltige Lawine aus Schlamm, Geröll und Kokospalmen von einem Berg das Dorf mit hunderten Häusern und Hütten unter sich begraben. Experten machen starke Abholzung der Berghänge und ihre Bepflanzung mit Kokospalmen, deren Wurzeln das Erdreich nicht ausreichend halten können, für die Tragödie verantwortlich.
Inzwischen sind mehr als 1000 Helfer im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen und die Toten zu bergen.
Auch aus Deutschland traf Hilfe ein. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) mitteilte, sind Mitarbeiter der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) bei der Trinkwasserversorgung und der Soforthilfe tätig. Das AA habe 50 000 Euro als humanitäre Soforthilfe zur Verfügung gestellt.
Die Insel Leyte war schon in der Vergangenheit Schauplatz schwerer Naturkatastrophen. Vor etwa zwei Jahren starben 300 Menschen in einer Schlammlawine. Überflutungen und Erdrutsche kosteten 1991 in der Stadt Ormoc mehr als 5000 Menschen das Leben.

Artikel vom 21.02.2006