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Lahm ist schon wieder
ganz schön schnell

Bayern-Talent darf auf Länderspiel-Nominierung hoffen

Von Klaus Lükewille
München (WB). Er heißt Lahm und ist sehr schnell. Er wiegt nur 64 Kilo und gilt doch schon als »Schwergewicht« auf dem Fußball-Platz. Er ist gerade erst 22 Jahre jung und spielt bereits wie ein »Alter«.

»Der Philipp Lahm ist ein Klasse-Mann, der eine große Zukunft vor sich hat.« Felix Magath, der Trainer des FC Bayern München, äußert sich sonst öffentlich lieber vorsichtiger über die Qualitäten seiner Kicker. Aber im »Fall Lahm« spricht er Klartext: »Der Junge ist schon gut, aber der wird noch viel, viel besser.«
Allerdings: Ob Lahm am heutigen Dienstag im Champions-League-Duell gegen den AC Mailand in der Startformation steht, ist nicht sicher. Hier pokert Magath, denn er hat ja auf der linken Abwehrseite auch eine andere Variante. Der routinierte Franzose Bixente Lizarazu (36) oder das große deutsche Talent Philipp Lahm, wer wird beim Anpfiff auf dem Platz stehen?
»Ich würde natürlich zu gern sofort dabei sein«, hofft Lahm. Aber er akzeptiert selbstverständlich die Entscheidung des Trainers - und er respektiert seinen »linken« Rivalen: »Lizarazu war Welt- und Europameister, das sagt doch alles.« Große Ziele, die Lahm noch erreichen möchte. Bei der total verkorksten EM 2004 war er der einzige Lichtblick. Jetzt steigt im Sommer 2006 die WM in Deutschland und der Bayern-Profi will sich in den nächsten Wochen für die Nominierung empfehlen: »Ich brauche Spiele, Spiele, Spiele.«
Denn ein Jahr lang stand Lahm auf der Verletztenliste. Januar 2005: Ermüdungsbruch im rechten Fuß. Er war im Mai nur ein paar Tage im Training, da kam der nächste Schock: Kreuzbandriss. Und schon wieder folgte eine monatelange Zwangspause.
»Wie der Philipp diese schweren Rückschläge weggesteckt hat, wie schnell er sich wieder in die Mannschaft arbeitete, das zeigt hohe Professionalität. Für einen so jungen Spieler ist das schon außergewöhnlich«, lobt Bayern-Manager Uli Hoeneß. Neun Saison-Auftritte hat er inzwischen absolviert. Lahm schätzt seinen Leistungsstand selbstkritisch so ein: »Ich bin etwa erst bei 80 Prozent.«
Hundertprozentig steht aber in jedem Fall der Trainer hinter ihm. Magath, der Forderer und Förderer, der ihn schon in gemeinsamen Stuttgarter Zeiten zum Nationalspieler formte. Aber Lahm dankt hier auch noch einem anderen Fußball-Lehrer: »Hermann Gerland hat mir bei den Bayern-Amateuren den richtigen Weg gezeigt.«
Der ehemalige Arminia-Coach verfolgt heute stolz die Entwicklung seines »Lehrlings« und ist ganz sicher: »Der Kleine wird mal ein Großer, ganz sicher.«
Das glaubt auch Jürgen Klinsmann, der Bundestrainer, der für Lahm immer einen Stammplatz in seinem WM-Kader frei gehalten hat. Die Chancen stehen gut: Lahm darf auf die Nominierung für das nächste Länderspiel am 1. März gegen Italien hoffen.
Eine italienische Ball-Nacht steigt aber schon heute in München. Bayern kontra Milan. Lahm möchte dabei am liebsten auf der linken Seite rauf und runter rennen - oder auf der Bank die Daumen drücken. Damit sein Wunschergebnis Wirklichkeit wird: »Ein 2:0, das wäre klasse.«

Artikel vom 21.02.2006