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Arminia braucht den Druck

Wieder verpasst der DSC eine Chance, sich nach oben zu orientieren

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Immer wenn Arminia die Chance hat, sich in der Tabelle Richtung obere Hälfte zu orientieren, rutscht die Mannschaft aus. Aber was ist der Grund? Die Angst vor der eigenen Courage? Die Lust an der Qual? »Es ist wohl so, dass wir den Druck brauchen«, mutmaßte Trainer von Heesen nach dem 0:2 in Kaiserslautern.

Statt zehn beträgt Arminias Abstand zum ersten Abstiegsplatz in der Fußball-Bundesliga gerade einmal vier Zähler.
In der vergangenen Serie hatte der DSC unter Trainer Rapolder die Möglichkeit, sich nach frühzeitig gesichertem Klassenerhalt in die obere Tabellenhälfte zu orientieren. Weil der unbedingte Wille fehlte, wurde Bielefeld 13. Ein guter Platz, es war aber mehr drin.
Hätte der DSC in der Pfalz gewonnen, stünde er jetzt zwar auch nur einen Rang besser da als vor der Partie. Doch der Rückstand zum Tabellenfünften betrüge nur drei Zähler. Und der Sicherheitsabstand zur Gefahrenzone wäre so groß, dass Arminia ohne Druck in die Spiele gegen Dortmund, in Gladbach und gegen Leverkusen gehen könnte.
Thomas von Heesen ärgerte vor allem die Überheblichkeit, mit der sein Team in Lautern auftrat. Nur Isaac Boakye wurde aus weiten Teilen seiner Kritik ausgespart. Und Sibusiso Zuma spielte gewissermaßen außer Konkurrenz. Für dessen schwache Leistung brachte von Heesens Verständnis auf, weil der Südafrikaner zuvor fünf Ligaspiele nicht absolvieren konnte und er nach Afrika-Cup und Adduktorenverletzung erst wieder bei 70 Prozent seines Leistungsvermögens angekommen sei.
An Stelle von Zuma durfte sich nach der Halbzeit Fatmir Vata offensiv versuchen, aber auch der Albaner enttäuschte seinen Trainer, weil er sich an die abgesprochenen Laufwege nicht gehalten habe. Eine andere Angriffs-Alternative wäre Artur Wichniarek gewesen. Doch den Polen setzte von Heesen deshalb nicht ein, weil »für Artur der Raum zu eng gewesen wäre«. Stattdessen kam später noch Ioannis Masmanidis. Auch er habe ähnlich wie Vata jedoch nicht das gespielt, was von ihm erwartet wurde. Arminias Harmlosigkeit im Angriff - sie bescherte Lautern das erste zu Null der Saison vor heimischem Publikum.
Das freute Wolfgang Wolf. Wie das Ergebnis zu Stande kam, war dem FCK-Coach egal. »Ich schäme mich nicht für die Art und Weise unseres Sieges«, sagte er. Dass sein Team Fußball zum Wegschauen spielte, juckte ihn nicht. Und auch nicht, dass das Lauterer Publikum der Pausenführung zum Trotz sein Team mit einem Pfeifkonzert in die Kabine schickte. Angesichts der destruktiven FCK-Spielweise ist es kein Wunder, dass auf dem »Betze« Samstag mit 28 806 Zuschauern der zweitschlechteste Besuch in dieser Saison registriert wurde. Dass es beim nächsten Heimspiel gegen Stuttgart sonderlich viele Zuschauer mehr sein werden, ist kaum vorstellbar.
Bei Arminia wird der zu geringe Zuschauerzuspruch ernster genommen. Herrschte hier in der Vorwoche noch Verwunderung darüber, dass die SchücoArena zum Westfalenschlager am Samstag gegen Dortmund noch nicht ausverkauft ist, so haben sich die DSC-Verantwortlichen nach der Partie in der Pfalz wohl damit abzufinden, dass viel Plätze leer bleiben werden. Es sei denn, Trainer von Heesens Worte finden bei den Fans Gehör. Nach dem Spiel in Lautern kündigte er an: »Gegen Dortmund wird es richtig zur Sache gehen.« Das wäre auch nötig, denn der Druck ist jetzt wieder da.

Artikel vom 21.02.2006