21.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bauchlandung der deutschen Adler

Mannschaft springt deutlich am Podium vorbei -Ê Gold für Österreich

Turin (dpa). Als der überragende Thomas Morgenstern zum Team-Gold für Österreich flog, standen die enttäuschten deutschen Skispringer mit Tränen in den Augen an der Bande. Überflieger: Thomas Morgenstern holte sich sein zweites Gold.

Die DSV-Mannschaft verfehlte gestern Abend als Vierter deutlich eine Medaille und muss erstmals seit 1992 mit leeren Händen die Heimreise von den Olympischen Winterspielen antreten. Michael Neumayer, Martin Schmitt, Michael Uhrmann und Georg Späth fehlten auf der Großschanze in Pragelato 27,5 Punkte zum erhofften Edelmetall.
In einer hochklassigen Konkurrenz verwies Österreich mit 984,0 Zählern Finnland (976,6) und Norwegen (950,1) auf die Medaillenränge. »Wenn ein oder zwei Sprünge nicht passen, reicht es eben nur zu Rang vier. Ich mache den Jungs aber keinen Vorwurf, denn sie sind gut gesprungen«, sagte Bundestrainer Peter Rohwein. Obwohl seine Schützlinge die angepeilte Medaille verfehlten, gab es zunächst keine Kritik. »Es hat an der Konstanz gefehlt, die wir schon im Training nicht zeigen konnten. Das Team hat gekämpft, mehr war nicht machbar«, erklärte der Technische Skisprung-Direktor Rudi Tusch.
Nach dem Wirbel um die Suspendierung von Alexander Herr und dem schwachen Abschneiden im Einzel hatte Team-Routinier Schmitt am Sonntag seine Kollegen im Mannschafts-Quartier zusammengeholt und auf die letzte Medaillen-Chance eingeschworen. Danach stimmte sich das Quartett bei einem lustigen Karaoke-Abend auf den Wettbewerb ein. »Wir hatten viel Spaß«, berichtete Rohwein. Der sollte dem deutschen Team im Finaldurchgang jedoch vergehen, nachdem die Rohwein- Schützlinge durchaus verheißungsvoll begonnen hatten. »Es ist bitter, dass es wieder nicht gereicht hat. Zwei Mal Vierter bei Olympia tut weh. Für die Mannschaft wäre die Medaille sehr wichtig gewesen«, sagte Uhrmann.
Der 27 Jahre alte Bayer steigerte sich nach 120 Metern im zweiten Durchgang zwar auf 130 Meter, doch da war die Entscheidung längst gegen die deutsche Mannschaft gefallen. Auch 134 Meter von Schlussspringer Späth änderten daran nichts mehr, denn Roar Ljökelsöy machte mit dem Schanzenrekord von 141 Metern Bronze für die Norweger klar. »Das war nicht unser Tag«, sagte Späth.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als könne das DSV-Quartett im Kampf um die Medaillen mithalten. Olympia-Debütant Neumayer kam auf 126 Meter und steigerte sich im Finale auf 127,5 Meter. »Ich dachte, der Sprung war in Ordnung, aber ich habe sieben, acht Meter auf die Weltspitze kassiert«, stellte der 27-Jährige konsterniert fest.
In der zweiten Gruppe rechtfertigte Schmitt im ersten Durchgang seine Nominierung mit einem Satz auf 125,5 Meter. Zwar verlor der viermalige Weltmeister Boden auf den erneut stark springenden Olympia-Zweiten Andreas Kofler (133,5 m), hielt aber mit den Finnen und Norwegern mit. Doch im zweiten Versuch stürzte er bei 118 Metern ab.

Artikel vom 21.02.2006