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Vogelgrippe:
Alarmgebiete
ausgeweitet

OWL auf Tierseuche vorbereitet

Schwerin (dpa/WB). Nach den ersten Vogelgrippefällen auf dem deutschen Festland haben die beiden betroffenen Landkreise in Nord-und Ostvorpommern gestern Katastrophenalarm ausgerufen.

Bei einem Bussard und einer Möwe auf dem vorpommerschen Festland war das gefährliche Virus H5N1 entdeckt worden. Auf Rügen, wo seit Sonntag ebenfalls Katastrophenalarm gilt, stockte die Bundeswehr ihre Kräfte auf.
Die EU-Agrarminister berieten in Brüssel über die Gefahren der Vogelgrippe. Dabei wurde deutlich, dass Frankreich und die Niederlande Impfprogramme auflegen wollen. Sie haben aber noch keine Genehmigung der EU.
Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) sagte: »Das wichtigste ist, dass wir die Lage auf Rügen wieder in den Griff bekommen.« Er befürchtet, dass sonst Staaten ihren Handel mit Deutschland einschränken könnten. Mecklenburg-Vorpommern hat die Situation laut Agrarminister Till Backhaus (SPD) »insgesamt noch nicht im Griff«. Bislang wurde das H5N1-Virus bei 81 Vögeln festgestellt, 79 davon wurden auf Rügen gefunden. Inzwischen sind alle Landkreise und großen Städte an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns zur Überwachungszone erklärt worden. Dort wird gezielt nach toten Vögeln gesucht. Nach Rügen forderte auch Ostvorpommern Hilfe von der Bundeswehr b an.
In Ost- und Nordvorpommern liefen die Schutzmaßnahmen wie die Untersuchung von Geflügelhaltungen in der Drei-Kilometer-Zone um die Fundorte Netzeband bei Wolgast und Prerow auf dem Darß an. Auf Rügen wurden 250 weitere Soldaten erwartet, die beim Einsammeln toter Vögel helfen sollen. Kadaver mit dem prinzipiell auch für Menschen gefährlichen Virus H5N1 gelten als Infektionsherde für andere Tiere.
Auf Rügen wurden seit Sonntag Tiere aus einem großen Betrieb und mehreren Kleinsthaltungen getötet. Die vorsorglichen Tötungsmaßnahmen seien ein Signal an die EU, dass das Land ernsthaft gegen die Vogelgrippe vorgehe.
An der einzigen Zufahrt zur Insel Rügen, dem Rügendamm, staute sich der Verkehr wegen der Desinfizierungsmaßnahmen auf bis zu 15 Kilometern. Alle Fahrzeuge müssen über Desinfektionsmatten fahren.
In Ostwestfalen-Lippe werde Hausgeflügel stichprobenartig auf Antikörper gegen Geflügelpest untersucht, so dass auch weniger auffällige Erkrankungen bemerkt würden. Das hat Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (FDP) während der Sitzung des Regionalrates für Ostwestfalen-Lippe in Detmold angekündigt.
Die Bezirksregierung bereite sich intensiv auf eine mögliche Seuchenlage vor, sagte Thomann-Stahl. Alle Vorbereitungen zur Aktivierung des Krisenstabes seien bereits getroffen worden. Im Tierseuchenfall werde die Bezirksregierung die Kreise bei der Beschaffung von Material und Personal unterstützen. Sie appellierte an die Bürger, tote Vögel nicht anzufassen, sondern den Veterinärämtern, Ordnungsämtern, den Feuerwehren oder der Polizei zu melden. Die Vögel würden dann abgeholt und auf Vogelgrippe untersucht. Seite 4: Hintergrund

Artikel vom 21.02.2006