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Bronze komplettiert Medaillensatz

Kombinierer Hettich erklärt die Woche seines Lebens zum »Wahnsinn«

Turin (dpa). Der erschöpfte Georg Hettich bekam die Arme kaum zum Jubeln hoch, doch wenig später winkte er schon wieder Vater Lothar und Freundin Birgit auf der Tribüne zu.
Nach Gold im Einzel und Silber im Team komplettierte der Schonacher mit Bronze im Sprint seine olympische Medaillen-Sammlung und bescherte den Nordischen Kombinierern die beste Bilanz bei Winterspielen seit 30 Jahren. »Das ist Wahnsinn, unglaublich. Das war die schönste, anstrengendste und aufregendste Woche meines Lebens«, sagte der 27-Jährige.
Nach einem Sprung und dem 7,5-km-Langlauf musste Hettich nur den Österreicher Felix Gottwald und Magnus Moan aus Norwegen den Vortritt lassen. »Am letzten Berg habe ich gedacht: Jetzt oder nie. Als ich über die Kuppe war, wusste ich, die Medaille ist sicher«, sagte Hettich. Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) als Siebter und Ronny Ackermann (Dermbach) als Achter verfehlten das erhoffte Edelmetall deutlich. »Wir waren in jedem Wettbewerb auf dem Podium. Das ist mehr, als wir erwartet haben«, bilanzierte Bundestrainer Hermann Weinbuch aber zufrieden.
Wie bei seinem Einzel-Olympiasieg hatte Hettich das Springen mit 133,5 Metern gewonnen und war als Erster in die Loipe gegangen. Zu Beginn der zweiten von drei 2,5-km-Runden wurde der Schonacher jedoch vom 54 Sekunden nach ihm gestarteten Gottwald eingeholt. Zur Hälfte des Rennens bildete sich eine sieben Athleten starke Spitzengruppe, in der Gottwald zunächst das Tempo diktierte und dann auf der Schlussrunde attackierte.
Hinter ihm lieferte sich Hettich mit Moan einen Zweikampf um Silber, den der Norweger dank der größeren Kraftreserven für sich entschied. »Ich war zwei Tage erkältet und wusste überhaupt nicht, wie es in der Loipe gehen wird«, sagte Hettich. Die gesundheitlichen Probleme des Schwarzwälders hatten Weinbuch sogar an einer Medaille zweifeln lassen: »Weil er angeschlagen war, hatte ich Angst, dass er sich übernimmt. Aber er hat das sehr gut gemacht.«
Keinen Grund zum Jubeln hatte Kircheisen, dessen Hoffnungen sich schon im Springen zerschlagen hatten. 120 Meter bedeuteten Rang 21 und 1:17 Minuten Rückstand. Einen versöhnlichen Abschluss feierte Ackermann, der während der Winterspiele sein Material komplett umgestellt hatte. »Das war mein bestes Rennen, die anderen waren einen Tick besser. Das Ergebnis geht in Ordnung«, erklärte der Doppel-Weltmeister. Ohne Einzel-Medaille blieb auch der als haushoher Favorit angereiste Weltcupsieger Hannu Manninen aus Finnland, der enttäuschender 12. wurde.

Artikel vom 22.02.2006