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Märchenstunde geht weiter:
»Das war Faszination pur«

Groß, Rösch, Fischer und Greis holen sich das Staffelgold im Biathlon

Turin (dpa). Mit dem vierten Gold im siebten Rennen hat die deutsche Biathlon-Staffel dem Olympia-Märchen von San Sicario ein weiteres Kapitel hinzugefügt. »Das war Faszination pur, das Team lief bravourös. Es war eine harte Schlacht«, sagte Bundestrainer Frank Ullrich.
Mit der Deutschland-Flagge in der Hand war Schlussläufer Michael Greis über die Ziellinie gelaufen und von seinen Teamkollegen Ricco Groß, Michael Rösch und Sven Fischer jubelnd in die Arme genommen worden. Trotz einer Strafrunde und insgesamt acht Fehlschüssen hatte das Quartett der Konkurrenz keine Chance gelassen und nach 4 x 7,5 Kilometern mit 20,9 Sekunden Vorsprung vor Russland triumphiert.
Allein Fischer ließ die deutschen Anhänger zittern, als er mit vier Fehlschüssen in die Strafrunde musste. »Zum Glück hatten die anderen auch Probleme, so dass ich den Vorsprung noch halten konnte«, war Fischer erleichtert. Bronze ging in einem dramatischen Spurt an Frankreich, weil der Schwede Carl Johann Bergman kurz vor der Ziellinie ins Straucheln geriet und gegen Rafael Poiree das Nachsehen hatte.
Den Grundstein zu Gold hatte Groß gelegt. »Genau das Rennen habe ich gebraucht. Ich wollte hier auf keinen Fall leer ausgehen«, sagte der 35-Jährige aus Ruhpolding. Er musste nur einmal nachladen und übergab als Dritter an Rösch. Der Shooting-Star brachte mit zehn schnellen Treffern seine Konkurrenten in Zugzwang.
Der 22 Jahre alte Altenberger schickte Fischer mit mehr als 24 Sekunden Vorsprung auf Italien in den dritten Teilabschnitt. »Ich war noch nie so nervös wie heute. Ich bin am Morgen hin- und hergerannt und habe lauter sinnlose Sachen gemacht. Ich hab' die Schüsse nur so rausgerotzt«, sagte Rösch. Auf der Strecke war ihm sein Lampenfieber nicht anzumerken. Der Olympia-Neuling hatte vom Bundestrainer im Kampf um den letzten Staffel-Platz den Vorzug vor Alexander Wolf erhalten.
Ausgerechnet der viermalige Olympiasieger Fischer zeigte in seiner Runde beim Stehendschießen ungewohnte Schwächen und musste eine Strafrunde laufen. Doch auch nach diesem Lapsus blieb der Vorsprung beruhigend groß. Auf dem letzten Kilometer verlor der Staffel-Olympiasieger von 1994 und 1998 noch etwas an Boden. Der ausgepumpte Oberhofer übergab an Schlussläufer Greis mit 18,5 Sekunden Vorsprung.
Der Olympiasieger über 20 Kilometer aus Nesselwang musste beim Liegendschießen zwei Mal nachladen, behauptete aber vor dem Stehendanschlag den Vorsprung auf Russland. Nachdem Greis hier nur einmal nachladen musste, fielen sich Groß, Rösch, Fischer und der Bundestrainer bereits in die Arme. Lächelnd stürmte Greis den letzten Anstieg hinauf und genoss die Meter bis zum Ziel. Danach gab Ullrich die Parole aus: »Jetzt können wir feiern bis zum Abwinken.«

Artikel vom 22.02.2006