15.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit dem Gespür für den richtigen Augenblick

Neun Pressefotografen und ihre neun Lieblingsmotive

Von Hartmut Horstmann
Bilder erregen Aufsehen, lösen Kontroversen aus, machen neugierig. Oftmals liefern sie den Anreiz, in die Lektüre eines Zeitungsartikels einzusteigen.

Ist der Leser gewonnen, weiß Fotograf Stefan Hörttrich, dass seine Arbeit ihren Zweck erfüllt hat. Selbstbewusst kann der Bielefelder mit all seiner mittlerweile 31-jährigen Berufserfahrung behaupten: »Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.«
Pressefotograf - das ist diese ganz besondere Spezies Mensch, die auch in der Routine des Alltags immer noch die ganz besondere Aufnahme sucht, das Bild, das den magischen Moment festhält. So wie Carsten Borgmeier, der neben seiner Tätigkeit in Bielefeld öfter auch in sogenannten Krisengebieten unterwegs ist.
Das Lieblingsbild des 33-Jährigen zeigt einen Jungen auf einem Esel in einem kleinen Dorf in Afghanistan. Eine Aufnahme voller Realismus und Symbolik zugleich. Borgmeier: »Ich halte das Foto für gelungen, weil der Junge trotz aller widrigen Lebensumstände in einem vom Krieg zerfurchten Land sein Lachen nicht verlernt hat.«
Studium, Lehre, Quereinsteiger: Die Wege zum Pressefotografen sind vielfältig. Allen Kamera-Könnern gemeinsam ist die Bereitschaft, für die optimale Ausübung des Berufs auf einen hundertprozentig geregelten Arbeitsalltag zu verzichten.
Kein Brand steht im Terminkalender. Es sind die Leser, die dem Fotografen den oft nächtlichen Einsatz danken. »Man ist bekannt wie ein bunter Hund«, so bringt Hans-Werner Büscher es auf den Punkt. Dass er selbst auf farbstarke Motive setzt, zeigt sein Lieblingsbild auf der folgenden Seite unten links.
Nach der Fotografen-Lehre kam der 51-Jährige zum WESTFALEN-BLATT. Seit 1981 arbeitet Büscher in Bielefeld. In der Teuto-Stadt wurde er geboren, hier kennt er Land und Leute. Dabei müssen es nicht immer (rote) Menschen sein: »Ich mag Landschaftsfotografie, das sogenannte Schmuckbild.«
Die Technik entwickelt sich rasend schnell. War früher jeder Fotograf auch ein Meister der Dunkelkammer, stellt das digitale Bild neue Anforderungen.
Zu denen, die die Entwicklung schnell erkannt haben, zählt Jörn Hannemann, mit 25 Jahren der Benjamin unter den WESTFALEN-BLATT-Fotografen. Als freier Mitarbeiter investierte er von Anfang an stetig in den Ausbau seiner umfänglichen Ausrüstung. Hannemann ist in der Redaktion Herford beim »KREISBLATT« beschäftigt: »Ich habe sehr früh auf das digitale Bild gesetzt - die richtige Entscheidung, denn im Gegensatz zum klassischen Foto bietet diese neue Variante aufgrund der schnellen und vielseitigen Bearbeitungsmöglichkeiten Vorteile.«
Doch allen technischen Neuerungen zum Trotz: Entscheidend bleibt das Wissen um den richtigen Augenblick für das optimale Motiv. Viel Geduld und Entschlossenheit, wenn es darauf ankommt, sind gefragt.
Harald Iding, der wie viele seiner Kollegen auch Texte zu seinen Bildern schreibt, findet für Professionalität diese Formel: »Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.« Nach wie vor macht es dem Höxteraner Freude, »bewegende Momente mit der Kamera festzuhalten: Freude, Trauer, Leid. Momente, die Menschen bewegen.«
Wichtig ist der gute Draht zu Veranstaltern und Einsatzkräften. Das ermöglicht Standorte, die Schaulustigen verwehrt sind - so beim Papst-Besuch in der Senne. Als Schwerpunkte seines fotografischen Tuns nennt der 42-Jährige, der seit 16 Jahren für das WESTFALEN-BLATT arbeitet, Porträts, Ereignisse und Tierfotografie.
Wenn es darum geht, die richtige Kamera-Position bereits im Vorfeld zu erahnen, hat Wolfgang Wotke (49) oft ein sportliches Heimspiel. Bei den Fußballern der DJK Gütersloh stand er im Tor - so auch 1974, als die Ostwestfalen in der Zweiten Bundesliga spielten. »Diese Erfahrung kommt mir bei der Fußball-Fotografie natürlich entgegen«, erklärt Wotke, der als Text-Redakteur begonnen hat. Fortsetzung auf Seite 24

Artikel vom 15.03.2006