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Von Heesen setzt Kobylik unter Druck

Bielefelds Tscheche vergibt die beste von zu wenigen guten Chancen

Bielefeld (WB/dis). Als sich Reinhard Saftig und René Charles Jäggi nach dem Spiel zur Pressekonferenz im Medienraum trafen, sagte der DSC-Sportchef zum FCK-Präsidenten: »Wir haben gegen euch in zwei Spielen einen Punkt geholt, sechs hätten es sein müssen.«

»Mmhmmh«, nickte Jäggi. Was hätte er auch sagen sollen nach einem Spiel, das einseitiger zu Gunsten der Gäste nicht hätte verlaufen können und das der FCK dennoch 2:0 gewann.
»Wir wissen schon, warum wir verloren haben.« Ein Satz, mit dem Thomas von Heesen für Verblüffung sorgte. Immerhin einer, der erklären konnte, wieso die sowohl spielerisch als auch läuferisch deutlich bessere Arminia gegen niveaulose Lauterer verlieren konnte. Und weil von Heesen nicht zu den Trainern zählt, die bei solchen Gelegenheiten antworten »weil der Gegner zwei Tore mehr geschossen hat als wir«, formulierte er: »Wir waren zu schlampig und zu unkonzentriert in dem Wissen, dass die eine oder andere Chance noch kommen wird. Wir sind an uns selbst gescheitert.«
An Kaiserslautern konnte Arminia ja schon deshalb nicht scheitern, weil die Pfälzer abgesehen von zwei Szenen gar nicht wirklich mitgespielt haben. Nur in der 9. Minute, als die einzige sehenswerte Kombination über Engelhardt und Zandi zu Sanogos 1:0 führte, und als in der 88. Minute wieder Sanogo von einer Fehlentscheidung Hains profitierte, hatte sich der FCK in Tornähe getastet. Dass in beiden Fällen ein Treffer heraussprang, spricht weniger für große Lauterer Klasse im Abschluss als vielmehr für bedenkenswerte Bielefelder Nachlässigkeiten in der Abwehr.
Noch nach dem Heimsieg über Stuttgart hatte Thomas von Heesen positiv bemerkt, dass Arminia in den bis dahin absolvierten vier Rückrundenspielen nur acht Chancen zugelassen habe, gleichzeitig aber kritisiert, dass davon fünf zu Toren führten. Und nun hat Boubacar Sanogo auch noch dafür gesorgt, dass das Chancen-Gegentore-Verhältnis nicht mehr 5:8 sondern 7:10 beträgt und sich somit weiter verschlechtert hat.
Doch nicht die Defensiv- sondern die Offensivleistung machte Thomas von Heesen dafür verantwortlich, dass Bielefeld in Kaiserslautern leer ausging. Gemessen an der nach Lauterer Empfinden erdrückenden Überlegenheit der Gäste waren insgesamt drei Großchancen viel zu wenig. In der ersten Halbzeit scheiterte Marco Küntzel, als er den Ball haarscharf am zweiten Pfosten vorbeischlenzte (32.). In der 54. Minute David Kobylik, als der beste Lauterer Jürgen Macho Kobyliks technisch einwandfreie Direktabnahme aus kurzer Distanz mit Mut und Glück über die Latte lenkte. Und in der 85. Minute Heiko Westermann bei dem Versuch, zwischen drei FCK-Verteidigern hindurch den Ball ins Tor zu schieben. »Es darf aber auch mal ein anderer treffen als Isaac Boakye«, kommentierte Thomas von Heesen. »David Kobylik muss wissen, dass er mal ein Tor machen muss. Er hat keinen Freifahrtschein. Wenn er trifft, haben wir Zeit nachzulegen, dann brennt richtig der Baum.« Jetzt könnte schlimmstenfalls bald deshalb der Baum brennen, weil, wie von Heesen sagte, »wir da stehen, wo wir nicht hinwollten. In der Zone, in der es eng werden könnte«.

Artikel vom 20.02.2006