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Schotten setzen Nationalspeise ab


Glasgow (dpa). Allein die Zutaten schon: gehackte Innereien, vermischt mit Hafermehl, dazu noch Zwiebeln und viel Gewürz. Gekocht und dann verpackt in einem Schafsmagen oder, schlimmer noch, in einer Plastikwurst. Kein Wunder, dass sich das schottische Nationalgericht Haggis außerhalb der Landesgrenzen nie durchgesetzt hat. Aber im Norden der britischen Insel wird das deftige Mahl hoch geschätzt. In vielen Haushalten kommt Haggis heute noch mehrmals pro Woche auf den Tisch. Deshalb ist die Empörung groß, dass die Nationalspeise jetzt praktisch von Staats wegen auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Wegen seines hohen Fett- und Salzgehalts soll Haggis in Kindergärten und Vorschulen künftig nur noch in Ausnahmefällen auf den Speiseplan kommen - höchstens ein Mal pro Woche.
Schottische Kinder gehören zu den dicksten der Welt. Nach einer Statistik des Gesundheitsdienstes leidet in Schottland jedes fünfte Kind mit zwölf Jahren an Übergewicht. Deshalb bekommen schottische Schulkinder seit einiger Zeit kostenlos Obst. Zudem wurde beschlossen, dass der Sportunterricht verdoppelt wird. Und neuerdings gehören auch die Haggis-Richtlinien dazu. »Wir wissen, dass das Programm eine große Herausforderung ist«, sagt Gesundheitsminister Andy Kerry. »Aber wir wollen nicht länger der kranke Mann von Europa sein.«

Artikel vom 20.02.2006