18.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sparpläne lösen Proteststurm aus

Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit sollen weniger Geld erhalten

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Die vom Land Nordrhein-Westfalen geplanten Kürzungen der Gelder für Kinder- und Jugendarbeit stoßen in Bielefeld auf heftige Proteste. Die betroffenen Einrichtungen sehen wichtige Angebote in der Betreuung und Bildung vor allem sozial benachteiligter Jugendlicher gefährdet.

Hintergrund des Widerstandes ist das Vorhaben der Landesregierung, ein 2004 beschlossenes Gesetz zu kippen, das eine Förderung der Kinder- und Jugendarbeit in NRW in diesem Jahr mit 96 Millionen Euro vorsah. Diese Summe soll nun um 21 Millionen Euro gekürzt werden. Dagegen wendet sich die landesweite Volksinitiative »Jugend braucht Vertrauen - jetzt« mit einer Unterschriftenaktion (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
Von den Kürzungen wäre auch der Stadtsportbund Bielefeld betroffen, in dem insgesamt mehr als 25 000 Kinder und Jugendliche organisiert sind. »Der Sport ist die größte Jugendhilfemaßnahme in der Stadt«, erklärt der Vorsitzende der Sportjugend Bielefeld, Mike Antonowitsch. Sollten die Kürzungen umgesetzt werden, sieht er die Angebote des Sportbundes vor allem in der offenen Jugendarbeit gefährdet. »Wir sind Träger von drei Einrichtungen, die dann in dieser Form sicher nicht weiter betrieben werden könnten«, sagt Antonowitsch. Betroffen wären der Kinder- und Jugendtreff »Walde« an der Waldemarstraße, der Treff »Mobi Sports« sowie die Bewegungskindertagesstätte Schillerstraße. »Gerade dort, wo wir Jugendliche erreichen, die in keinem Verein sind, müssten die Öffnungszeiten und Programme eingeschränkt werden, im Extremfall müssten wir eine der Einrichtungen sogar schließen«, sagte Ulrich Zimmer, Präsident des Stadtsportbundes. Aber auch die Arbeit in den Sportvereinen würde erschwert, weil Weiterbildungsangebote wie etwa Kurse für Übungsleiter deutlich teurer werden müssten.
Der Stadtsportbund hat alle Bielefelder Vereine angeschrieben, um sie zu informieren, und um Hilfe bei der landesweiten Unterschriftenaktion gebeten. »Wir arbeiten auch mit allen anderen Jugendverbänden, zum Beispiel der Kirchen und Gewerkschaften die ebenfalls betroffen sind, zusammen«, sagt Antonowitsch.
Protest kommt auch vom Mädchentreff Bielefeld, der unter anderem Hausaufgabenbetreuung und Kurse zur Medienkompetenz anbietet. »Diese Projekte, die gerade sozial benachteiligten Mädchen den Einstig in den Beruf erleichtern, könnten nicht weitergeführt werden«, erklärt Silvia Lück vom Mädchentreff.
Erhebliche Einschnitte müsste auch der Psychologische Beratungsdienst der Gesellschaft für Sozialarbeit in Bielefeld hinnehmen, wie deren Leiter Konrad Rühling mitteilt. Dort würden dann 20 000 Euro eingespart, wodurch Fachkraftstellen wegfallen müssten.

Artikel vom 18.02.2006