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Kreishandwerksmeister Hans-Günter Lamm

Handwerk tritt auf der Stelle

Neueste Konjunkturumfrage zeigt keinen Stimmungsaufschwung

Bielefeld (hu). Die Umsätze und die konjunkturelle Stimmung im Bielefelder Handwerk bleiben auf niedrigem Niveau. Dafür haben sich die Erwartungen für das laufende Jahr leicht verbessert, ohne dass davon Impulse für den Arbeitsmarkt zu erwarten sind. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Kreishandwerkerschaft hervor, bei der 1800 Unternehmen mit insgesamt 20 000 Mitarbeitern befragt wurden.

Die Zahl der Betriebe, die im vergangenen Jahr einen geringeren Umsatz gemacht haben, stieg gegenüber 2004 von 41,3 auf 43,4 Prozent. Die Entwicklung in den verschiedenen Branchen verläuft unterschiedlich: Im Metallhandwerk vermeldeten fast zwei Drittel der Unternehmen gestiegene Umsätze, Einbrüche gab es dagegen im Gesundheitswesen. Mehr als 60 Prozent der Firmen machten dort 2005 weniger Umsatz, betroffen waren vor allem die Zahntechniker. »Dort wurden in der Region etwa 200 Mitarbeiter entlassen«, sagte Jürgen Sautmann, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bielefeld.
Für 2006 erwarten die Betriebe in den meisten Branchen ähnliche Umsätze wie im Vorjahr, von einer deutlich schlechteren Situation geht vor allem das Baugewerbe aus. Ein Stimmungsumschwung sei nicht zu erkennen, sagt Kreishandwerksmeister Hans-Günter Lamm. »Während der Export boomt, lahmt die Binnenkonjunktur, die für das Handwerk entscheidend ist.« Dementsprechend seien auch keine Impulse für den Arbeitsmarkt zu erwarten. Mehr als drei Viertel der Firmen rechnen laut der Umfrage für das laufende Jahr mit unveränderten Mitarbeiterzahlen, lediglich 7,1 Prozent der Firmen gaben an, Personal einstellen zu wollen.
Auch bei den Investitionen ist die Zurückhaltung spürbar. Lediglich ein Drittel der Unternehmen plant 2006 Investitionen. Bei den Preisen für Handwerkerleistungen müssen sich die Verbraucher auf einen leichten Anstieg gefasst machen. »Durch die gestiegenen Kosten etwa für Energie ist dies dringend nötig«, sagte Lamm.
Um die Situation der Handwerksbetriebe zu verbessern, sei der weitere Abbau von Bürokratie notwendig, außerdem gefährde die für 2007 vorgesehene Erhöhung der Mehrwertsteuer eine positive Entwicklung. Wichtigster Punkt sei jedoch die Senkung der Lohnnebenkosten.
Darüber hinaus sei für das Handwerk bedeutend, dass sich das Qualitätsbewusstsein durchsetze. »Jeder Verbraucher trägt durch seine Kaufentscheidung dazu bei, die Vielfalt des Angebots zu erhalten und damit Arbeitsplätze zu sichern.« Allerdings müssten auch die Betriebe selbst höchsten Wert auf Service und Beratung legen. Diese Erkenntnis sei bei jüngeren Unternehmer eher erkennbar als bei älteren.

Artikel vom 18.02.2006