21.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erste Liga nur im
neuen Stadion

Spielt Paderborn bald in Düsseldorf?

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Die Fans des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 reagierten am Sonntag schnell. Als Hüzeyfe Dogan nach 20 Minuten zum 3:0 gegen Hansa Rostock einschoss, hielten sie ein neues Transparent im Löns-Stadion hoch: »Nur noch fünf Punkte.«

Die fehlen dem Neuling, um die magische Zahl 40 zu erreichen. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (1995) stehen diese beiden Ziffern für den Klassenerhalt in der Bundesliga. Dabei ist in jüngster Vergangenheit in der zweiten Liga noch nie eine Elf abgestiegen, die nach 22 Spieltagen 35 Punkte hatte. Aufgestiegen dagegen schon. Dem FC Energie Cottbus gelang mit dieser »Vorgabe« in der Saison 1999/2000 der Sprung ins Oberhaus. Nur 34 Pünktchen brauchten Eintracht Frankfurt (04/05) und der VfL Bochum (01/02). OWL-Rivale Arminia Bielefeld verbuchte 2003/2004 nach 22 Begegnungen sogar nur 32 Zähler und wurde am Ende noch Zweiter.
Doch das ist Statistik, in Paderborn sind Fakten gefragt. Sportlich, das hat der Neuling oft genug bewiesen, kann der SCP nicht nur mithalten, sondern jeden Gegner schlagen. »Aber nur, wenn wir als Team unsere hundertprozentige Leistung abrufen«, warnt Trainer Jos Luhukay. Wenn das noch weitere zwölfmal gelingt, könnte Paderborn im Mai vor einem neuen Problem stehen. »Sportstadt ohne Stadion«, skandierten auch am Sonntag wieder die SCP-Fans und legten, bei aller Euphorie, den Finger in Paderborns größte Wunde: Baustopp für die Paragon-Arena. Vertreter der Deutschen Fußball Liga (DFL) statteten dem Verein und der Stadt vor einer Woche einen Besuch ab und sollen bereits deutlich geworden sein. Der erstligareife Bundesliga-Ball rollt ohne neues Stadion nicht in Paderborn. »Dann ziehen wir nach Düsseldorf. Da ist im Fußball nix los, dort steht aber ein schönes Stadion«, brachte Wilfried Finke eine ganz andere Variante ins Spiel, die Hauptgeschäftsführer Martin Hornberger für den »Fall der Fälle« auch nicht ausschließen will: »Das ist im Moment aber nur ein Gedankenspiel.«
Meldungen, der SCP würde erwägen, das alte Löns-Stadion zu modernisieren und auf eine Zuschauer-Kapazität von 15 000 auszubauen, dementierte Hornberger: »Das ist Blödsinn. Alle Machbarkeitsstudien haben eindeutig ergeben, dass eine Erweiterung nicht machbar ist.« Das gilt übrigens für die erste und zweite Liga. Der 54-jährige Vereinsboss Finke bleibt trotz aller Probleme optimistisch: »Ich hoffe, dass es im März mit den Bauarbeiten an der Arena weiter geht.«
Das wäre auch nötig, um den entscheidenden Zeitplan bis zum Saisonstart am 11. August einzuhalten. Experten rechnen mit mindestens vier Monaten weiterer Bauzeit, dabei ist noch nicht eingerechnet, wie hoch die Schäden sind, die der lange und harte Winter verursacht hat. Weil die Stadt nach dem OVG-Urteil am 17. November 2005 einen sofortigen Baustopp verhängte, konnte die Arena nicht mehr winterfest gemacht werden. Außerdem ist nicht klar, ob dem SCP auch für die laufende Spielzeit noch Ungemach droht. Da die Arena in der Rückrunde nicht fertig wird, hat der Klub gegen Lizenzauflagen verstoßen. Der Strafenkatalog reicht hier von Geldstrafe über Punktabzug bis hin zu Lizenzentzug. DFL-Pressechef Tom Bender gab aber schon Entwarnung: »In Paderborn wurde ja nicht vorsätzlich gegen Auflagen verstoßen.«
Deshalb dürfen die Fans getrost Plakate mit etwas größeren Zahlen malen und nach dem Fast-Klassenerhalt ein kleines bisschen vom nächsten Aufstieg träumen.

Artikel vom 21.02.2006