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Im schlimmsten Fall geht's
sogar um Leben oder Tod

Mängelstatistik macht Schornsteinfegern zu schaffen

Quelle (oh). Nicht nur berufsbedingt - auch im übertragenen Sinne mussten die 28 Schornsteinfegermeister in Bielefeld im vergangenen Jahr so manchem Hauseigentümer aufs Dach steigen.

Denn: Bei den jährlichen Kehr- und Überprüfungsarbeiten in etwa 58000 Gebäuden stellten sie in 6 402 Fällen Mängel an den Feuerungsanlagen fest. Eine Statistik, hinter der sich Gefahren verbergen, bei denen es im schlimmsten Fall um Leben und Tod geht, wie Helmut Jost-Brinkmann von der Abteilung Technik in Bielefeld jetzt in Quelle bei der Jahresversammlung der Schornsteinfeger anhand von aktuellen Fällen und einem bildlichen »Horror-Rückblick« auflistete.
Wirklich gefährlich wird es immer dann, wenn die »Männer in Schwarz« bei Gasfeuerstätten auf hohe bis sehr hohe Kohlenmonoxid-Werte stoßen. »Im vergangenen Jahr war das in 1 217 Fällen so«, erklärte Jost-Brinkmann. Gemessen wurde dabei die gefährlich hohe CO-Konzentration von mehr als 1 000 ppm (Teile pro Million).
Bei diesen Werten bestehe unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Der Tod komme geruchlos und unbemerkt. Bei 1 487 weiteren Messungen wurde ein Kohlenmonoxid-Gehalt von 500 bis 1000 ppm festgestellt. »Das bedeutet eine Wartungsempfehlung«, erklärt der Technik-Fachmann. Diese träfen nicht immer - wie auch andere Hinweise auf Defekte - auf das Wohlwollen der Hausbesitzern. Selbst wenn sie eine Gefahr bedeuten, zeigten sich manche ob der Kosten uneinsichtig.
Die meisten Mängel wurden im vergangenen Jahr an älteren oder nicht fachmännisch umgebauten Anlagen festgestellt. »Oftmals ist bei der Installation nicht aufgepasst worden, falsche Abstände von Abgasmündungen zu Fenstern wurden angelegt, Dichtungen verdienten ihren Namen nicht«, zählt Rainer Wulfmeier, Pressesprecher der Schornsteinfeger auf.
Aber auch neue Anlagen trugen reichlich zur Negativ-Statistik bei. So wurden bei der Begutachtung von 2777 neuen Feuerungsanlagen durch den Schornsteinfeger 855 Mängel festgestellt.
Sorgen machen den »schwarzen Männern« inzwischen die modernen Brennwertanlagen. Pro Tag fallen bei einer solchen Anlage in einem Einfamilienhaus 10 bis 20 Liter säurehaltiges Kondensat an, das abgeleitet wird. Hier müsse man sich - besonders wenn es sich um die sehr viel größeren Brennwertanlagen handelt - Gedanken über ein Kontrollprogramm für die Ableitungen machen.
Dagegen gehen die Schornsteinfeger mit einer neuen Gefahr - der Vogelgrippe - noch relativ locker um. Was tun, wenn wir mit toten Tauben oder Dohlen im Kamin konfrontiert werden?, so die Frage. Wie gehabt im Müll entsorgen? Auch die städtischen Mitarbeiter von Ordnungs- und Umweltamt hatten (noch) keine Antwort.

Artikel vom 21.02.2006