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Die freie Meinung erkämpft

Pressefreiheit durch unabhängige Verlage - und Leser

Von Reinhard Brockmann
Seit dem Erscheinen der ersten gedruckte Wochenzeitung 1605 in Straßburg - und vermutlich 1609 in Wolfenbüttel - gibt es ein Ringen um die Freiheit des verbreiteten Wortes.

Großbritannien verankerte bereits 1694 ein Gesetz zur Wahrung der Pressefreiheit. 1776 nannte die Verfassung des amerikanischen Bundesstaates Virginia das gleiche hehre Anliegen »eines der großen Bollwerke der Freiheit.« Auch die französische Nationalversammlung rief im Rahmen der Revolution von 1789 Pressefreiheit aus.
Eine Reihe von Gastbeiträgen in dieser Sonderbeilage beschreibt den in Jahrhunderten geschaffenen verfassungsrechtlichen Rahmen für das freie Wort.
Ergänzend ist die wirtschaftliche und die technische Entwicklung von großer Bedeutung. So schlug die Geburtsstunde der Massenpresse zeitgleich mit der Industrialisierung 1835 in Frankreich und den USA. Schon bald sprang sie auf die deutschen Kleinstaaten über. 1838 wurden WARBURGER KREISBLATT und 1846 HERFORDER KREISBLATT gegründet. Fast allerorten schossen Zeitungen wie Pilze aus dem Boden. In Paderborn machte 1846 das »Westfälische Dampfboot« den Anfang. 1847 trat der Buchhändler Ferdinand Schöningh in der Domstadt auf den Plan und gründete eine Buchhandlung, aus der am 5.8.1848 das »Westphälische Kirchenblatt« für Katholiken herausgegeben wurde.
Ein halbes Jahr später erschien am 3. Januar 1849 in dem Kirchenblatt die Beilage »WESTFÄLISCHES VOLKSBLATT« mit einem halben Bogen zum Extrapreis von drei Silbergroschen. Wenn auch im Schutz der Mutter Kirche geboren, so sind die Sinnbilder im Kopf der Heimatzeitung von 1850 an eine gesellschaftspolitische Herausforderung: Kreuz, Buch, Schwert und Pflug unter der westfälischen Eiche.
Der Grundstock war gelegt. Trotz Sozialistengesetz und Kulturkampf im 19., Kriegswirtschaft und Diktatur im 20. Jahrhundert erwies sich die wirtschaftliche Unabhängigkeit als Grundstock freier Meinung. Letztlich beförderte sie die Entscheidung der Leser für jene Blätter, die sich den Mund von den Regierenden am wenigsten verbieten ließen.

Artikel vom 15.03.2006