20.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lehr- und Paradestück von heiterem Ernst

»Kreidekreis« in Bielefelder Erstaufführung

Sabine Paßow als Haitang im Kreidekreis.

Bielefeld (WB/uj). Alexander Zemlinskys »Der Kreidekreis« gehört nicht gerade zum Lieblingsrepertoire der Opernhäuser. In Bielefeld steht der Dreiakter 73 Jahre nach seiner Uraufführung jetzt erstmals auf dem Spielplan. Warum erst jetzt? - fragt sich unwillkürlich, wer erlebt, wie sich Lehrstück und Märchendrama zu spannungsvollem Theater formieren.
In Zemlinskys Spätwerk herrscht eine luxuriöse Atmosphäre, nimmt die Musik doch Bezug auf alles, was die 30er Jahre im Angebot hatten: den Spätstil Gustav Mahlers, die schillernde Ornamentik des frühen Schönberg, dazu Kurt Weills »Dreigroschen«-Songstil sowie chinesisches Instrumentalkolorit.
All dies ist bei Generalmusikdirektor Peter Kuhn in besten Händen. Fein differenziert und klangrauschsüchtig lässt Kuhn aufspielen. Seine Deutung bleibt nie an der Oberfläche, sondern lässt Farben und Stimmungen vielschichtig changieren.
Ebenso gelingt es Gregor Horres (Regie) in genialer Übereinkunft mit Friederike Hölscher (Bühne) und Yvonne Forster (Kostüme), den holzschnittartig gezeichneten Figuren Tiefe zu verleihen und mit heiterem Ernst zu unterhalten.

Artikel vom 20.02.2006