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Leise surren die Lüfter, wo die Daten branden

Gigantische Rechnerleistung speichert Artikel

Von Jens Twiehaus
Jörg Brand ist der »Strippenzieher« beim WESTFALEN-BLATT - im wahrsten Sinne des Wortes. Als Leiter der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) ist der 39-jährige Herr über kilometerlange Kabel, beeindruckende Großrechner und einen sündhaft teuren Riesen-Drucker.

»Das gesamte WESTFALEN-BLATT hat zusammengenommen 500 Computer«, erzählt Brand. Gut 300 »Apple Macintosh« stehen in den Redaktionen und unterliegen hauptsächlich der Abteilung »Redaktionstechnik«, 200 entfallen auf die Bereiche Anzeigenverwaltung, Buchhaltung und Vertrieb und liegen damit in der Verantwortung von Brand und sieben Mitarbeitern.
Brands Leute betreuen die zentralen Rechner, die im Tiefgeschoss unter der Redaktion stehen und groß wie Kühlschränke sind. Die Anlagen für die kaufmännischen Abteilungen kommen seit 35 Jahren von »Bull«. Die Artikel aller Redaktionen werden zentral gespeichert und liegen verteilt auf 25 Festplatten. Sie haben eine Leistung von rund 2 Terrabyte, das ist - vereinfacht ausgedrückt - 20 000 Mal mehr als ein PC bietet. An diese und andere Systeme sind die 26 Standorte angebunden, der Datenaustausch erfolgt über das Netz der Telekom.
»Es ist im Prinzip wie eine Internet-Verbindung für Privatkunden, wir haben aber ein eigenes geschlossenes Netzwerk, eine Art Intranet«, fasst Brand das Prinzip von »ATM SDSL« zusammen.
»Anders als beim normalen Internet ist hier eine Maximalleistung von mindestens 60 Prozent garantiert, egal wie viele Benutzer gerade arbeiten«, sagt der Familienvater aus Bielefeld. Die Vorteile der Zentralisierung an der Bielefelder Sudbrackstraße liegen auf der Hand: »Man kann sich an allen Standorten anmelden und immer auf seine lokale Umgebung zurückgreifen«, erläutert Brand. Und was passiert, wenn der Strom ausfällt? »Dann haben wir Batterien, die den Betrieb kurzfristig übernehmen«, beruhigt der EDV-Chef.
Ein regelrechtes Spinnennetz aus Glasfaserkabeln läuft in der Bielefelder Zentrale zusammen. Vom Rechner im Keller aus gehen die Kabel unterirdisch und durch die Wände in die verschiedenen Häuser - von der Anzeigenabteilung bis zur Verwaltung, die mit zuverlässigen Programmen von »E+S« arbeiten. Und gerade wurde die Geschwindigkeit der Datenübertragung noch einmal kräftig nach oben geschraubt. Mit Unterstützung der Firma »EVS« wurden neue Cisco-Komponenten in Betrieb genommen. Das macht eine noch zügigere Datenübertragung möglich.
Im Keller, dort wo ohne Pause die Lüfter der Riesenrechner surren, hat Brand noch ein ganz besonderes Schmuckstück stehen. Um die großen Mengen von Papier bewältigen zu können, gibt es einen spektakulären Großdrucker, der etwa bei Serienbriefen 100 Blätter in der Minute ausspuckt. »Mit der Maschine drucken wir 2,5 Millionen Seiten im Jahr«, sagt EDV-Chef Brand.

Artikel vom 15.03.2006