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LTU fliegt in neuer Allianz

Textilunternehmer Wöhrl steigt bei Ferienflieger ein - Kooperation mit dba

Düsseldorf (Reuters). Der Textilunternehmer Hans-Rudolf Wöhrl schmiedet mit dem überraschenden Einstieg bei der LTU eine Allianz aus dem Ferienflieger und seiner Billigfluggesellschaft dba. Damit will Wöhrl nach eigenen Worten auch den Marktführer Lufthansa angreifen.
»LTU und dba werden der erste Low-Cost-Carrier mit weltweitem Netz«, begründete Wöhrl am Freitag die Mehrheitsübernahme der seit Jahren defizitären LTU. Seine Beteiligungsgesellschaft Intro, die bereits die Mehrheit an dba hält, habe 60 Prozent an LTU übernommen. Er rechne mit der Zustimmung der Kartellbehörden.
Der Handelskonzern Rewe bleibt mit 40 Prozent an der viertgrößten deutschen Charterfluggesellschaft beteiligt. Rewe-Chef Achim Egner räumte ein, dass LTU schon lange Sorgen bereitet habe. Egner und LTU-Chef Jürgen Marbach sprachen von einer »Traumlösung« bei der langen Partnersuche.
Wöhrl sagte, die 50 Jahre alte LTU leide an dem »Gebrechen«, dass sie ihre Kosten nicht decke. Dies will der Unternehmer ändern und langfristig eine Ergebnisverbesserung von hundert Millionen Euro erzielen: »Wir wollen ihr neues Leben einhauchen.« Dabei gehe es nicht um einen radikalen Abbau von Arbeitsplätzen, sondern um mehr Produktivität und Synergien zwischen den Partnern.
LTU gehört mit Air Berlin, Condor und Hapagfly zu den großen deutschen Ferienfliegern, gilt in der Branche aber wegen hoher Personalkosten als zu teuer. Mit gut 2700 Beschäftigten flog LTU 2004 knapp sechs Millionen Passagiere. Ein Konkurrent wie Air Berlin hatte im vorigen Jahr mit einer gleich starken Beschäftigtenzahl mehr als doppelt so viele Passagiere.
Die LTU verfügt derzeit über 26 Flugzeuge, die dba über 29 Maschinen. Der Düsseldorfer Konzern erzielt einen Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Euro. Zum Umfang der Verluste wollte Marbach sich nicht äußern. Rewe räumte aber ein, einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe in die LTU gepumpt zu haben. Zu seinem finanziellen Engagement und zum Kaufpreis machte Wöhrl keine genaueren Angaben. Einen Zusammenschluss beider Unternehmen werde es nicht geben, sagte Wöhrl. Schon 2006 solle die LTU aus der Verlustzone fliegen, sagte Firmenchef Marbach. LTU und dba würden eng verzahnt, kündigte Wöhrl an. Schon im Winter-Flugplan werde es massive Veränderungen geben. Die im Inlandsverkehr starke dba werde Zubringerfunktionen für die LTU übernehmen, die wie bisher europäische und internationale Ziele anfliege. Der Ferienflieger LTU soll zudem verstärkt Geschäftsreisende auf Auslandsstrecken transportieren. Damit will Wöhrl auch den deutschen Branchenprimus Lufthansa attackieren: »Die Lufthansa hat sich massiv gegen die dba gestellt und will uns aus dem Markt drängen. Jetzt greifen wir die Lufthansa auf den Märkten an, wo sie abgezockt hat.«
Die dba hatte 2005 bereits das Flugnetz des Billigfliegers Germania Express übernommen und zuletzt mit Air Berlin als Partner geliebäugelt. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 18.02.2006