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Anatomisches Theater
geht unter die Haut

HNF in Paderborn informiert über Computermedizin

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Die intelligente Toilette ermittelt bei der Benutzung Gewicht, Körperfett und Blutdruck und analysiert den Urin. Dank der mikroprozessorgesteuerten Kniegelenksprothese können Beinamputierte Rad fahren und Tischtennis spielen. Toilette und Prothese sind zwei Exponate einer weltweit einzigartigen Ausstellung über Computermedizin, die das Heinz-Nixdorf-Museumsforum in Paderborn vorbereitet.

Vom 25. Oktober 2006 bis zum 1. Mai 2007 präsentiert das Computermuseum auf 1000 Quadratmetern die Medizin der Zukunft. »Wir zeigen umfassend, wie Computermedizin hilfreich wirkt«, kündigte Geschäftsführer Kurt Beiersdörfer am Freitag an. Modernste Technik sei bei Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation nicht mehr wegzudenken. Die Schau richte sich gleichermaßen an Ärzte, Pflegekräfte und Apotheker wie an Laien.
Um Menschen, die in der Regel nur als Patienten in Kontakt mit Medizin kommen, nicht zu überfordern, ist die Ausstellung interaktiv konzipiert. 35 der 100 Exponate laden zum Ausprobieren ein - mit ihnen können Besucher Blutdruck und Hörvermögen messen und einen Katheter in ein Herzkranzgefäß einführen.
Nicht die Frage, was sein könnte, beantworten die Ausstellungsmacher, sondern sie zeigen den aktuellen Stand der Technik. »Die Besucher sehen Produkte und Verfahren, die gerade auf den Markt kommen oder bereits in Universitätskliniken installiert wurden«, berichtete Beiersdörfer. Entsprechend kostbar sind die Exponate, deren Wiederbeschaffungswert drei Millionen Euro beträgt. Alle namhaften Medizintechnikhersteller stellen Leihgaben zur Verfügung. Beiersdörfer rechnet mit bis zu 100 000 Besuchern. Nach der Premiere in Paderborn geht die Ausstellung drei Jahre lang international auf Wanderschaft.
Wenn die Schau ab dem 25. Oktober besichtigt werden kann, betreten die Besucher als erstes das Anatomische Theater und erkunden Haut, Skelett, Blutkreislauf und Nervensystem. Im Bereich »Wellness und Alltag« testen sie Laufbänder, setzen sich auf eines der fünf Trainingsfahrräder und glauben durch einen Wald zu strampeln, weil der Computer virtuelle Umgebungen erzeugt. An der »T-Wall« kommen Herz und Kreislauf in Schwung und die Auge-Hand-Koordination verbessert sich. Auf einer grauen Wand leuchtet an verschiedenen Stellen ein rotes Licht auf, der Mensch ahmt die Abfolge mit seinen Händen nach und fördert damit seine Fitness, verspricht zumindest der Hersteller.
»Blicke in den Körper« ermöglichen der Computertomograph und der Ultraschallsimulator, der den Torso einer Schwangeren sichtbar macht. Die modernen bildgebenden Verfahren liefern Aufnahmen mit immer höherer Auflösung. »Eingriffe in den Körper« heißt der dritte Ausstellungsbereich mit dem Operationssaal der Zukunft samt Navigationssystem für chirurgische Eingriffe. Paderborn zeigt »Total artificial Hearts«, künstliche Herzen, die bis zu drei Jahre lang die Zeit bis zur Transplantation eines Spenderherzens überbrücken helfen können. »Hilfen für den Körper« sind auch Netzhautimplantate, Medikamentenpumpen, Rollstühle, die Hindernisse erkennen, und »LifeShirts«, die Puls und Körpertemperatur messen. Parallel zur Ausstellung gibt es Gesundheitstage und die Vortragsreihen »Blicke in den Körper« und »Das Verhältnis von Arzt und Patient«.

Artikel vom 18.02.2006