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Triste Aussichten

UEFA-Pokal: Pleiten für Hamburg und Stuttgart

Stuttgart (dpa). Vier Spiele, drei Niederlagen: Die dürftige Ausbeute der Bundesligisten im ersten Akt der Zwischenrunde des UEFA-Pokals verheißt für die Weltmeisterschaft im eigenen Land wenig Gutes.
Notrufe: Armin Veh.
Knapp vier Monate vor den Titelkämpfen sind die deutschen Clubs im internationalen Vergleich nur Mittelmaß. Der VfB Stuttgart (1:2 gegen den FC Middlesbrough) und der Hamburger SV (0:1 beim FC Thun) bestätigten am Donnerstagabend diese Entwicklung. Bei den Schwaben verpuffte selbst die Trennung von Coach Giovanni Trapattoni bisher wirkungslos. Talfahrt statt Trendwende: Nach dem bitteren 1:2 (0:1)-Tiefschlag gegen den FC Middlesbrough droht dem VfB Stuttgart nicht nur das frühzeitige Ausscheiden im UEFA-Pokal-Wettbewerb.
Nach der zweiten Pleite innerhalb von fünf Tagen stehen der schwäbische Fußball-Bundesligist und Trapattoni-Nachfolger Armin Veh vor der Richtung weisenden Heimpartie gegen den FSV Mainz 05 am Sonntag schon mit dem Rücken zur Wand. »Wir sind in einer gefährlichen Situation. Wir müssen schauen, dass wir aus dem psychischen Tief herauskommen«, beurteilte der neue Trainer die äußerst kritische Lage nüchtern.
Für Veh liegt der Grund für die zweite Niederlage unter seiner Regie in der tiefen Verunsicherung seiner Profis. »Es wäre völlig verkehrt, jetzt auf die Mannschaft draufzuhauen. Nach dem 0:2 war das Selbstvertrauen komplett weg«, stellte der nun primär als »Seelendoktor« geforderte Fußball-Lehrer fest. »Ich habe für die Situation einigermaßen Verständnis, weil ich weiß, wie es in den Köpfen der Spieler aussieht.«
Unglücksrabe Raphael Wicky konnte nicht schnell genug aus dem Berner Stade de Suisse fliehen. Wortlos und ohne Blickkontakt stürmte der Mittelfeldspieler des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV an Journalisten und Autogrammjägern vorbei in den Mannschaftsbus, um die Stätte der Schande umgehend zu verlassen. Ausgerechnet der Schweizer Nationalspieler hatte gegen seine Landsleute vom FC Thun einen kapitalen Bock geschossen, der zum 1:0-Erfolg der Eidgenossen im Hinspiel der dritten UEFA-Cup-Runde führte.
Dabei wird Wicky die Erkenntnis kaum trösten, dass das gesamte HSV-Team wirr spielte. In der Bundesliga träumt der Tabellenzweite von der Qualifikation für die Champions League, doch bereits im nächsttieferen UEFA-Cup kommt das Team gegen einen biederen Rivalen derzeit ins Straucheln. Anspruch und Wirklichkeit beim letztjährigen Gipfelstürmer HSV klaffen in diesem Jahr weit auseinander.
Die dritte Auswärts-Niederlage hintereinander (Nürnberg, Hannover, Thun) macht deutlich: Die Respektlosigkeit und Frische auf fremdem Grund ist wie weggeblasen.

Artikel vom 18.02.2006