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Sepp Herberger ist und bleibt die Nummer 1

Ein Streifzug durch die Galerie der Fußball-Bundestrainer

Ein sehr persönlicher Blick auf die Galerie der Bundestrainer von Gastautor Horst D. Knüppel:

Otto Nerz

1923 - 1936Er war der erste Trainer der Nationalmannschaft in der Geschichte des DFB und der einzige, den ich persönlich nicht erlebt habe. In einer schwierigen Zeit hatte er sicherlich eine schwierige Aufgabe. In der Weimarer Zeit war der Fußball noch in seiner Aufbauphase, und die Menschen hatten andere Sorgen und Probleme. Von 1933 an änderte sich vieles, auch im Fußball. Die Vorgabe von höheren Stellen war eindeutig ein Sieg bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin.
Mit dem Platz 3 bei der WM 1934 in Italien startete Otto Nerz mit einer blutjungen Mannschaft (23 Jahre Durchschnittsalter), doch zwei Jahre später schied sein Team durch eine Niederlage gegen Norwegen bei den Spielen vorzeitig aus. Aus sicht der Nazis eine Schande für die gesamte Nation. Otto Nerz musste seinen Posten räumen.
Fazit: Er lebte in einer schwierigen Zeit und konnte den hochgesteckten Erwartungen der Machthaber nicht gerecht werden.


Josef Herberger

1936 - 1964   Der »Chef«, wie seine Spieler ihn nannten, hatte schon als Assistent von Otto Nerz mit den Hufen gescharrt. Aus kleinsten Verhältnissen kommend, nutzte er den Fußball konsequent und geschickt für sein persönliches Weiterkommen. Auch Herberger musste zunächst den Vorgaben des NS-Regimes folgen, etwa das Team aus deutschen und österreichischen Spielern mischen. Konsequenz war das Scheitern bei der WM 1938 schon in der ersten Runde. Während des Krieges hat er als fürsorgender Freund vieler Spieler versucht, diese so oft wie möglich vom Dienst an der Waffe freizustellen, besonders seinen Lieblingsschüler, Fritz Walter aus Kaiserslautern. Größter Erfolg für sich, die Mannschaft und Deutschland war der WM-Sieg 1954 gegen die favorisierten Ungarn. Mit dem »Wunder von Bern« war Deutschland wieder wer!
Fazit: Mit 162 Länderspielen hat Herberger die meisten aller Bundestrainer geleitet. Aus einem persönlichen Gespräch mit Fritz Walter und Helmut Rahn weiß ich, dass er nicht nur »Chef«, sondern auch Vaterfigur für die Spieler war. Er arbeitete hart, war gerecht, erfolgsorientiert und außerdem ein gewiefter Taktiker. Wenn auch jede Zeit ihre eigenen Rahmenbedingungen hat, für mich bleibt er insgesamt der Bundestrainer Nummer 1.
Fortsetzung auf Seite 56

Artikel vom 15.03.2006