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Zählt Silber denn gar nichts mehr?

Kombinierer sind sauer über das kritische Echo aus der Heimat


Turin (dpa). Bei der Zeitungslektüre schlug die Freude der deutschen Kombinierer über Platz zwei im Team-Wettbewerb in Frust um. »Man muss sich ja fast schon schämen, wenn man Silber gewinnt. Ich verstehe die Kritik nicht. Wenn man in Deutschland nicht einmal mehr mit Platz zwei zufrieden ist, brauche ich das nicht weiter zu kommentieren«, schimpfte Björn Kircheisen über das Medien-Echo aus der Heimat.
Auch Jens Gaiser verstand die zum Teil kritische Bewertung der Silbermedaille hinter Österreich nicht. »Wir hatten das Gold doch noch gar nicht, also konnten wir es auch nicht verlieren. Man wird schon sauer, wenn man liest, man habe es verpatzt«, grantelte der Schlussläufer. Immerhin räumte er ein, mit seiner Aufgabe überfordert gewesen zu sein: »Ich hatte schwer an dieser Last zu tragen.«
Bis 2.00 Uhr morgens saß das DSV-Quartett zusammen, doch die richtige Party-Stimmung wollte nicht aufkommen. »Ich war ziemlich kaputt, bei mir war nicht so viel los«, berichtete Georg Hettich. Der verpassten Chance trauerte das Quartett jedoch nicht lange nach. »Wir haben die Taktik zusammen beschlossen und stehen dazu«, verteidigte Hettich die Aufstellung mit dem schwächsten Läufer Gaiser am Schluss.
Mit diesem Schachzug hatten sich die Schützlinge von Bundestrainer Hermann Weinbuch selbst Matt gesetzt. »Wir haben spekuliert, dass Österreich und Finnland um Silber taktieren werden und wir dadurch einen so großen Vorsprung herauslaufen können, dass es reicht. Aber im Leben kommt es meistens anders als man es sich ausdenkt. Mit etwas Glück gewinnen wir das Ding«, sagte Hettich.
Dazu hätte es des stärksten Läufers Sebastian Haseney bedurft. Doch der schwächere Springer stand ohnmächtig abseits der Loipe. »Ich habe mich in der internen Ausscheidung nicht durchsetzen können. Mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen«, erklärte der Olympia-Sechste im Einzel.

Artikel vom 18.02.2006