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Halbgötter in den Rating-Agenturen

Versicherungswirtschaft bereitet Beschwerde vor -ÊWestLB kündigt Fitch

Von Bernhard Hertlein
Frankfurt/Bochum (WB). Nach den Wirtschaftsprüfern und Analysten haben jetzt auch die Ratingagenturen ihre Unschuld verloren. Die Versicherungswirtschaft plant ein Beschwerdeverfahren gegen eine der führenden Agenturen.

Ein dreifaches (tripple) A ist viel Geld wert: Weil die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten bewerten, haben sie starken Einfluss auf deren Finanzierungskosten. Normalerweise werden die Bonitätsprüfungen im Auftrag der Unternehmen selbst durchgeführt. Die renommierten Namen der Branchenführer Standard & Poor's, Moody's, Fitch und A.M. Best stehen für die Unabhängigkeit der Prüfer. Eine Kontrolle der Ratingagenturen aber findet nicht satt.
Neben den beauftragten Ratings, für das die Unternehmen den Agenturen Einblick in ihre sämtlichen Bücher gewähren, bewerten die Agenturen Unternehmen aber auch auf eigene Faust. Grundlage sind dann nur die allgemein zugänglichen Informationen und möglicherweise ein spezielles Branchenwissen. Trotzdem setzen diese Ratings die Firmen natürlich unter Druck.
Im Zentrum der Kritik steht nun die Nummer 3, Fitch. Die Versicherer werfen der Agentur vor, nicht deutlich zu machen, ob sie ihr Rating mit oder ohne Auftrag des Geprüften erstellt habe. Auch gebe Fitch den Unternehmen vor Veröffentlichung zu wenig - »höchstens 24 Stunden« -ÊZeit, um das Prüfergebnis einzusehen. Doch selbst auf entsprechende Hinweise habe Fitch eklatante Fehler nicht korrigiert. Die Beschwerdeschrift soll Ende Februar der Agentur zugestellt werden.
Noch weiter ging die WestLB: Weil ein Fitch-Prüfer, der früher selbst für die Westdeutsche Landesbank arbeitete, sich bei einer Anhörung des NRW-Landtag in gravierender Weise gegen die Interessen der Landesbank stellte, wurde der Vertrag gekündigt.

Artikel vom 18.02.2006