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Rekord: Arminia sieht seit 65
Liga-Spielen nicht mehr Rot

Bei den Teufeln soll die Serie halten - Von Heesen erwartet hartes Spiel

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). »Früher«, erinnert sich Arminias Sportchef Reinhard Saftig, »hat der Betze schon mal mehr gebrannt«. Die Zeit, als Heimspiele hier exakt so lange dauerten, bis Lautern endlich das Siegtor geschossen hatte und ein Platzverweis für den Gegner an der Spieltagsordnung war, ist vorbei. Die Chancen stehen demnach gut, dass der DSC Arminia auch sein 66. Bundesligaspiel in Folge rot- und gelb-rotfrei übersteht.
Spezielle Erinnerungen an den »Betze«: Sportchef Reinhard Saftig.

Von allen Mannschaften der 1. und 2. Liga ist Bielefeld die, die am längsten ohne Platzverweis auskommt. Seit Isaac Boakye am 14. März 2004 beim 1:0 im Zweitligaspiel in Burghausen kurz vor Schluss vom Platz flog, verließ Arminia stets zu elft den Rasen. Fast zwei Jahre ist das her. Oder in Spielminuten ausgedrückt: 5760.
Ein toller Wert. Aber das wirklich Beeindruckende daran ist: Arminia feiert mit Fair-Play Erfolge: Aufstieg, Klassenerhalt und jetzt Platz zwölf in der Liga.
Bielefeld war in der vergangenen Saison sogar die einzige Mannschaft, die ohne Feldverweis auskam. Und das als Erstliga-Neuling. Dabei wird doch gerade den Aufsteigern gern nachgesagt, sie kämen nur über Kampf zum Klassenerhalt. Doch diese Sichtweise ist antiquiert, Arminia hatte in Uwe Rapolder und hat in Thomas von Heesen Trainer, die für modernen Fußball stehen. Und denen während ihrer aktiven Zeit eines ganz sicher nicht anhaftete: ein Klopper-Image.
Trotzdem wird Thomas von Heesen seinen Spielern vor der Partie in Kaiserslautern vermittelt haben, dass körperbetontes Spiel ein Schlüssel zum Erfolg ist. »Es wird eine enge und harte Partie«, erwartet von Heesen, der die Auswahl seiner elf Startspieler auch danach getroffen hat.
Von Heesen geht von einer feurige Atmosphäre aus. Doch das Höllenspektakel, mit dem die FCK-Fans in den 80er- und 90er-Jahren jedem Auswärtsteam das Fürchten lehrten, ist Vergangenheit. Reinhard Saftig (54) kann sich an diese Zeit aber noch gut erinnern: »Ich war mal als Trainer mit Bochum auf dem Betze. Wir führten 1:0, kassierten den Ausgleich und obendrein zwei Platzverweise. In der Nachspielzeit schoss Lautern das Siegtor.« 17 Jahre ist das her, aber in Saftigs Erinnerungen hat diese Partie auf dem einst gefürchtetsten Berg Deutschlands ihre Spuren hinterlassen. »Im Stadionheft wurden die Gegner verunglimpft. In der Kabine war der Lautsprecher angeschaltet, so dass die Spieler hören konnten, wie draußen die Zuschauer vom Stadionsprecher heiß gemacht wurden. Einige hatten da schon vor dem Anpfiff weiche Knie. Und der Schiedsrichter hat sich vom Publikum häufig auch noch beeinflussen lassen. Heute ist das alles nicht mehr so.« Saftigs Fazit: »Früher konntest du auf dem Betzenberg gar nicht gewinnen.«
Sechs Heimniederlagen in dieser Saison - Angst braucht der DSC vor der bevorstehenden Partie keine zu haben. Arminia fahre, so Thomas von Heesen, mit dem Ziel nach Kaiserslautern, drei Punkte zu holen. »Wir können gar nicht auf Unentschieden spielen«, sagt der Trainer. »Für mich ist das eine Zehn-Punkte-Partie. So groß ist der Abstand, wenn wir gewinnen.«
Weil die Offensive Lauterns bester Mannschaftsteil ist, kommt auf die DSC-Abwehr viel Arbeit zu. Doch in der Bielefelder Viererkette demonstriert der ganz und gar nicht foule Heiko Westermann, wie faires Tackling funktioniert. Erst eine Gelbe Karte in 21 Saisonspielen: Wie macht er das? »Wenn ich grätsche«, erklärt er, »habe ich den Ball hundertprozentig. Sonst gehe ich nicht runter.«
Vielleicht sollte sich Marcio Borges das noch mal genauer erklären lassen. Von Heesen kritisiert am Brasilianer nicht nur dessen viele Fouls, sondern auch deren Tatorte. Nicht nur, dass sich Borges stets näher an einem Platzverweis bewegt als Westermann, er verursacht auch Gefahr bringende Standardsituationen. Und weil Arminia hier anfällig ist, legt von Heesen Wert auf geschicktes Zweikampfverhalten.
Doch der Trainer kann beruhigt sein: Die Platzverweis-Wahrscheinlichkeit für die Partie am Samstag tendiert gegen null. Elf gegen elf - so wie die letzten zehn Begegnungen wollen der FCK und der DSC auch diese beenden. Für Arminia ist das reine Routine.

Artikel vom 18.02.2006