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Hinter den Kulissen hat Dieter Powitz praktisch schon alles gemacht: von der Requisite bis zur Geschäftsführung, von der Dramaturgie bis zur Arbeit in einer Theater-Schreinerei. Seine erste Berufserfahrung hat er während des Studiums gesammelt, als er vier Monate am Schauspielhaus Graz tätig war. Für Powitz eine durch und durch ermutigende Erfahrung: »Ich war erst 22 und hatte dennoch das Gefühl, ernst genommen zu werden.«
Nach mehreren beruflichen Stationen plante Powitz, gemeinsam mit dem Schauspieler Dominik Horwitz die Hamburger Kammerspiele zu übernehmen. Als das nach monatelangen Verhandlungen am Pachtvertrag scheiterte, habe er endgültig wieder zurück an ein Stadttheater gewollt. Powitz bewarb sich auch um die Position des Persönlichen Referenten des Intendanten des Bielefelder Theaters. Michael Heicks habe er vorher nicht gekannt, deshalb sei es über die berufliche Qualifikation hinaus vor allem darum gegangen, »ob wir uns rückhaltlos vertrauen können«.
Powitz versteht seine Arbeit als Visitenkarte des Theater Bielefeld: »Ich bin für alles und alle meist die erste Anlaufstelle.«
Powitz verwaltet das künstlerische Budget, bereitet Entscheidungen für den Intendanten vor und trifft Entscheidungen auch selbst, berät, schlägt vor, arbeitet eng mit dem Bereich des Marketings zusammen und versucht neue Projekte zu realisieren. »Langweilig ist es nie«, sagt er. Sein Bestreben sei es, Qualität herzustellen, wobei er weiß: »Theater, das ist auch Vergänglichkeit. Wenn eine Aufführung vorbei ist, dann ist sie vorbei. Die Ensemblemitglieder wechseln ständig - Beständigkeit ist Ausnahme.«
Er ist Ansprechpartner für alle Theatermitarbeiter. »Ich lasse mich gern auf Menschen ein, das ist immer wieder spannend«, versichert Powitz. Natürlich blicke das gesamte Theater mit besonders großer Spannung der ersten Spielzeit im dann sanierten Stadttheater entgegen.
Wichtig sei vor allem aber, eine solche Spannung auch in der Spielzeit danach und danach und danach aufrecht zu halten, sagt Powitz. Wichtig ist ihm dabei das neue Abonnementsystem. Nicht nur, weil es einfach und umkompliziert strukturiert sei, sondern weil sperrige Bezeichnungen wie »Abo 05« und »Abo 16« endgültig der Vergangenheit angehören und ersetzt werden durch »Theaterhimmel«, »Theaterglanz« und »Theaterschimmer«. Powitz: »Das ist griffig, man kann sich etwas darunter vorstellen - etwas Schönes.«
Bielefeld sei für ihn niemals eine »Notlösung oder ein Kompromiss« gewesen, betont er. Auch Powitz' Frau, Schauspielerin in Hamburg, komme inzwischen gern am Wochenende nach Bielefeld. »Ich habe mich hier sehr gut eingelebt.«
Einen Beruf, bei dem nicht an jedem Tag auch Unerwartetes bewältigt werden muss, kann er sich kaum vorstellen: »Ich bin gern flexibel.« Nicht zuletzt deshalb sei er auf den Wunsch von Regisseur Gregor Horres eingegangen, im »Kreidekreis« den Boten zu spielen: »Das macht doch Spaß.«

Artikel vom 18.02.2006