Eine Ausstellung für alle, die schreckliche Angst vorm Zahnarzt haben
Von Burgit Hörttrich Bielefeld (WB). Die heilige Apollonia, die 249 n.Chr. ums Leben kam, weil ihr gewaltsam alle Zähne herausgebrochen wurden, ist Standespatronin aller Zahnärzte und Fürsprecherin aller Zahnpatienten. Sie steht am Anfang der Ausstellung »Au Backe«, die an diesem Sonntag, 11.30 Uhr, im Bauernhaus-Museum eröffnet wird.
Die Exponate - die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert - trug der Vater von Dr. Wilhelm Bulk (Zahnhaus Bulk, Bielefeld, gegründet 1925) zusammen. Nach dessen Tod übernahm die Firma Nordwest Dental das Unternehmen, und die historischen Gegenstände vom samtbezogenen Zahnarztstuhl bis zu Gebissen und Zangen, Röntgenapparaten und Spuckschüsseln wanderten in den Fundus. Als man sich von dem Betriebsgebäude trennen wollte, so Horst Willeweit (Vertriebsleitung), hatte Horst Schaible (GAB) die Idee: »Das muss man in einer Ausstellung zeigen.« Das Bauernhaus-Museum bot sich an, weil auch transportable Behandlungsstühle gezeigt werden, die vor allem auf dem Lande zum Einsatz kam, wenn der Zahnbrecher Märkte und Bauernhöfe besuchte, um Patienten von ihren Schmerzen zu befreien. Historiker Wolfgang Schröder, der die Ausstellung mit weiteren privaten Leihgaben und solchen aus dem Dentalmuseum Groß-Bothen gestaltet hat: »In Herzebrok/ Gütersloh zog der Schmied noch bis in die 1940er Jahre die Zähne.« Die Menschen mussten sich von Schmieden und Barbieren behandeln lassen, obwohl, so Dr. Wilhelm Bulk, Mönche schon früh Methoden kannten, Zahnschmerz zu beheben. Die Behandlung aber wurde ihnen vom Papst verboten. Erleichterung brachte erst das Lachgas im 18. Jahrhundert. Museumsleiterin Dr. Rosa Rosinski: »Damals wurden regelrechte Lachgaspartys gefeiert.« Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Zahnmedizin Studienfach, in Deutschland galt ein Hochschulstudium aber erst von 1952 an als Voraussetzung dafür, sich als Zahnarzt niederlassen zu dürfen. Bis dahin waren auch Dentisten Helfer bei Zahnschmerz. Und die Zahnbürste? Bulk: »Gemeingut wurde sie erst im 20. Jahrhundert, aber schon in der Barockzeit nutzten sie die Oberen Zehntausend.«
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