20.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Attraktiv und effektiv

Eilige Paderborner fertigen Hansa in 20 Minuten ab

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Dieter Hecking staunte nicht schlecht: Nach 20 Minuten führte der Zweitliga-Aufsteiger mit 3:0 gegen den Erstliga-Absteiger. Dabei blieb's bis zum Schluss und für Aachens Trainer ist Rostock damit raus aus dem Aufstiegsrennen. Einen neuen Konkurrenten sah er aber auch: »Der SC Paderborn gehört jetzt dazu.«

Das hören sie in Paderborn (noch) gar nicht gerne. »Wir wollen erst mal 40 Punkte holen«, wiederholte Trainer Jos Luhukay seine Forderung und wehrte erneut alle Fragen in diese Richtung ab. Selbst Präsident Wilfried Finke übt sich in ungewohnter Zurückhaltung: »Wir sind gut beraten, den Ball ganz flach zu halten.«
Was schwer fällt, denn was dieser freche Neuling auch am 22. Spieltag wieder ablieferte, war Zweitligafußball auf ganz hohem Niveau. Roel Brouwers (13./Kopfball nach Ndjeng-Ecke), Markus Krösche (18./Flachschuss nach Brinkmann-Pass) und Hüzeyfe Dogan (20./Kopfball nach Schulp-Flanke) hatten die Partie so ganz nebenbei auch noch in in Rekordzeit entschieden. »Da haben wir attraktiven und effektiven Offensiv-Fußball gespielt«, strahlte Trainer Jos Luhukay.
Genau andersherum lief's bei den Gästen aus Mecklenburg. Marcel Schied (27.) vor der Pause und der eingewechselte Rade Prica (48.) hatten die besten Möglichkeiten, vergaben aber kläglich und waren so für Hansa-Coach Frank Pagelsdorf mitentscheidend für die zweite Pleite innerhalb einer Woche. »Paderborn hat aus drei Chancen drei Tore gemacht. Wir nutzen unsere nicht und laufen der Musik nur noch hinterher.«
Den Takt gab der SC Paderborn an, dem man zu keiner Phase anmerkte, dass drei gesperrte Stammspieler (René Müller, Markus Bollmann, David Fall) fehlten. Der offensiv starken Vorstellung in Durchgang eins folgte eine defensiv sehr kontrollierte Leistung im zweiten Abschnitt. Bis auf die erwähnte Möglichkeit des Schweden Prica, dem Marc Gouiffe à Goufan den Ball locker vom Fuß spitzelte, konnte sich Hansa nichts mehr arbeiten.
War Halbzeit eins phasenweise eine Fußball-Gala, die die Fans begeisterte, machte der zweite Abschnitt deutlich, wieviel dieser SCP in der zweiten Liga dazugelernt hat. Lauffreudig und spielerisch gut war der Neuling schon immer, jetzt hält der Vierte der Liga aber auch in den Zweikämpfen (anders als beim 0:2 im Hinspiel) konsequent dagegen und bringt so schon fast locker den 3:0-Sieg nach Hause. »Viel besser kann man gar nicht spielen«, war auch Markus Krösche zufrieden. Zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an dabei und die 90-Minuten-Premiere gleich mit einem Tor gekrönt - der 25-Jährige macht auch deutlich, was den SCP so stark macht: ein kleiner, aber sehr ausgeglichen und gut besetzter Kader.
Wie stark der SC Paderborn 07 zurzeit auftrumpft, verdeutlichen auch noch diese Zahlen. Der SCP blieb im sechsten Pflichtspiel in Folge ungeschlagen, spielte zum vierten Mal in Folge zu Null (seit 363 Minuten ohne Gegentor), kassierte in den vergangenen sechs Begegnungen nur einen Treffer und hat nach 22 Partien und 35 Punkten 87,5 Prozent von dem geschafft, was noch als oberstes Saisonziel gilt: der Klassenerhalt.

Artikel vom 20.02.2006