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Susanne Osthoff reiste am Mittwoch in den Irak.

Susanne Osthoff ist in den Irak zurückgekehrt

Reise in Kurdenregion - Arbeitgeber der entführten Ingenieure will weitere Aufträge einwerben

Berlin (dpa/WB). Trotz massiver Warnungen ist Susanne Osthoff knapp zwei Monate nach ihrer Freilassung aus der Geiselhaft wieder in den Irak gereist. Die Archäologin aus Bayern hält sich nach Angaben des Auswärtigen Amts in der nordirakischen Stadt Erbil auf.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) appellierte am Freitag in Berlin an Osthoff, das Land »baldmöglichst« wieder zu verlassen. Das Auswärtige Amt fordert seit Monaten alle noch im Irak lebenden Bundesbürger eindringlich zur Ausreise auf.
Im Fall der beiden seit mehr als drei Wochen im Irak entführten Techniker aus Leipzig zeigte sich Steinmeier weiter optimistisch. Im Krisenzentrum werde mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet.
Nach einem Bericht der »Neuen Zürcher Zeitung« (NZZ) traf Osthoff am Mittwoch in Erbil ein. Die Stadt in der von Kurden dominierten Region gilt für Ausländer als relativ sicher. Ihre Reise bezeichnete sie als Privatangelegenheit. »Ich bin hier, um Dinge zu erledigen, die noch zu erledigen sind«, zitierte die Zeitung Osthoff. Bis zu ihrer Verschleppung hatte sie sich in Mossul an der Restaurierung einer osmanischen Karawanserei beteiligt. Danach wollte sie in Erbil ein deutsches Kulturinstitut aufbauen. Nach Angaben der Zeitung sehen kurdische Vertreter keinen Grund, Osthoff jetzt den Aufenthalt zu verwehren.
Die deutsche Botschaft in Bagdad hatte Ende Dezember vergangenen Jahres die irakische Regierung gebeten, ein vorläufiges Einreiseverbot für die Deutsche zu verhängen und ihr kein Visum auszustellen. Begründet wurde dieser Wunsch mit dem erhöhten Sicherheitsrisiko im Falle einer erneuten Einreise.
Osthoff hatte Anfang Januar in einem Interview bestritten, dass sie in den Irak zurückkehren wolle. Sie war Ende November 2005 im Irak entführt und nach rund drei Wochen von ihren Kidnappern wieder freigelassen worden. Die Bundesregierung soll für die Freilassung ein hohes Lösegeld bezahlt haben.
Die sächsische Firma Cryotec will ungeachtet des ungewissen Schicksals ihrer entführten Mitarbeiter Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke erneut im Irak tätig werden. Prokuristin Karin Berndt sagte in einem Interview: »Wir wollen uns an einer Ausschreibung der Weltgesundheitsorganisation für drei Kühlanlagen in Krankenhäusern beteiligen.«

Artikel vom 18.02.2006