17.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bond kämpft im Kloster

Tschechische Hauptstadt zieht Regisseure und Stars an

Prag (dpa). James Bond soll nicht frieren, deshalb pumpen Aggregate unablässig Heißluft in die gewaltigen Zelte auf dem Prager Brand-Platz. Motorensummen liegt über dem 770 Quadratmeter großen Areal »Pohorelec«, das die Crew des neuen 007-Thrillers »Casino Royale« fast völlig mit Beschlag belegt hat.

In den Zelten und den Wohnwagen der britischen Gesellschaft Translux werden die Schauspieler geschminkt, verköstigt und in Pausen aufgewärmt. Von dem Basislager führen 37 grob behauene Stufen zum Drehort: dem Prämonstratenserkloster Strahov über den Dächern der »Goldenen Stadt«. Dort wird in der prunkvollen Bibliothek gedreht.
Welche Szene, das ist wie fast alles rund um »Casino Royale« ein Geheimnis. Seit in Prag am 30. Januar die erste Klappe fiel, umgibt ein Informationsembargo die Dreharbeiten: Bestätigt wird quasi nur, was allgemein bekannt wurde. Als sicher gilt, dass in den nächsten Wochen zahlreiche Drehtage auch im deutsch-böhmischen Grenzgebiet geplant sind, zum Beispiel im Kurort Karlsbad (Karlovy Vary). Außer in Tschechien wird der Roman von Autor Ian Fleming (1909-1964) unter der Regie des Neuseeländers Martin Campbell auf den Bahamas sowie in Italien und England verfilmt. In deutschen Kinos soll »Casino Royale« vom 23. November an zu sehen sein.
Im Kloster-Innenhof führen unterdessen armdicke Stromkabel über das schneebedeckte Kopfsteinpflaster in die Bibliothek. Die 32 Meter langen, zehn Meter breiten und 14 Meter hohen Säle zählen mit ihren Deckenfresken, Folianten und Drucken zu den kostbarsten Archiven Europas. Allein in den vergangenen Monaten wurden in Prag mit Roman Polanskis »Oliver Twist«, dem Grusel-Schocker »The Omen 666« und der »Schweigen der Lämmer«-Fortsetzung »Young Hannibal« drei hochkarätige Streifen abgedreht. Internationale Gesellschaften loben vor allem die Infrastruktur und das Handwerk der Barrandov-Studios. Und so entstehen derzeit 80 Prozent des 21. Abenteuers von James Bond in einem Land des früheren Ostblocks.

Artikel vom 17.02.2006