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Ausbilden bringt Erfolg

IHK und Westfalen-Blatt berichten über positive Erfahrungen

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Swen Binner, für den Bereich Berufsausbildung zuständiger Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen, schätzt: 35 Prozent der ausbildungsfähgen Betriebe stellen keine Lehrlinge ein.
Swen Binner sucht Ausbildungsbetriebe.

Oftmals, so sagt Binner, basiere die Ablehnung auf einem Vorurteil, das sich bei näherem Hinsehen als falsch herausstelle. So glaubten viele Betriebe, der Nutzen sei gemessen am Aufwand zu gering. Dabei würden die sicher nicht gerade niedrigen Kosten für die duale Ausbildung aber oft überschätzt.
Laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung, auf die sich die IHK beruft, fallen im Durchschnitt aller Betriebe im gesamten Bundesgebiet pro Jahr folgende Kosten an:
¥ Personalkosten der Auszubildenden (Vergütungen, Sozialversicherungen, tarifliche und freiwillige Sozialleistungen): etwa 8400 Euro,
¥ Kosten für die an der Ausbildung beteiligten Mitarbeiter: etwa 5900 Euro,
¥ Sachkosten der Ausbildung: 600 Euro und
¥ sonstige Kosten (Lernmittel, Prüfungsgebühren und anderes): 1700 Euro.
»Diesen Kosten stehen Erträge von etwa 8000 Euro gegenüber, da der Auszubildende im Betrieb auch produktiv tätig ist«, erklärt Binner. Damit bleiben als effektive Kosten pro Lehrjahr 7600 Euro. Nebenbei kann die Ausbildungsvergütung nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1986 sogar auf 80 Prozent der tariflich vereinbarten Sätze gesenkt werden.
Dafür hat der Betrieb am Ende der Ausbildung aber ohne Personalsuchkosten und Einarbeitung einen Mitarbeiter, der sich bereits sehr gut im Unternehmen und in der Belegschaft auskennt.
Manche Betriebe führen als Argument, dass sie keine Lehrlinge ausbilden, auch an, sie seien zu sehr spezialisiert. Hier, so erklärt Binner, könnten jedoch Verbünde mit anderen Unternehmen rasch abhelfen. Hier werde in Ostwestfalen Vorbildliches geleistet. Hilfreich sei in dem Zusammenhang auch die Entwicklung neuer Berufsbilder. Mehr als die Hälfte der IHK-Berufe sei seit 1997 aktualisiert worden. Dazu kämen 30 ganz neue Berufe.
Dass ein Unternehmer nicht über den Ausbilderschein verfügt, muss nach Angaben der IHK ebenfalls kein Ausbildungshemmnis ein. Die entsprechende Verordnung wurde nämlich noch von der alten Bundesregierung ausgesetzt. Sie ist nicht mehr unbedingt Voraussetzung für den Einstieg in die Ausbildung; gleichwohl wird sie von Binner empfohlen.
*Um mehr Betriebe in OWL für die Lehrlingsausbildung zu gewinnen, wird das WESTFALEN-BLATT in Zusammenarbeit mit der IHK in den kommenden Wochen auf der Seite »Stellenmarkt«ÊBetriebe vorstellen, die sich in jüngster Zeit entschieden haben, neu oder nach einer längeren Pause wieder in die duale Berufsausbildung einzusteigen.

Artikel vom 18.02.2006