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Dom zu Speyer geht auf
Kaiser Konrad II. zurück
Helmut Kohl gründete Europäische Stiftung zum Erhalt des Bauwerks
Seit der Zerstörung des Klosters von Cluny, dem geistlichen Zentrum Europas im Mittelalter, gilt der Dom zu Speyer als größtes romanisches Bauwerk der Welt. 1981 zum Weltkulturerbe erklärt, steht er im Zentrum der Sehenswürdigkeiten des Rheinstädtchens. Man sagt, dass Kaiser Konrad II. am 12. Juli 1030 zu Pferde die heutige Strecke von Bad Dürkheim nach Speyer zurücklegte.Auf diesen Ritt soll die Gründung des Klosters Limburg bei Bad Dürkheim sowie des Mariendomes zu Speyer zurückgehen. Aber erst unter seinem Enkel Heinrich IV. wurde das Werk vollendet. Der monumentale Bau bringt nicht nur die Machtfülle seiner Erbauer, sondern auch die sakrale Bedeutung des mittelalterlichen Kaisertums zum Ausdruck. Das Gotteshaus trägt auch den Namen Kaiserdom, denn alle Salier-Kaiser sowie einige Herrscher aus dem Geschlecht der Habsburger und Staufer sind unter dem letzten Joch des Langhauses begraben.
Die Gräber der Kaiser befanden sich ursprünglich im Mittelschiff vor dem Lettner mit dem Kreuzaltar. Im Laufe der Jahrhunderte ging die Kenntnis über die genaue Lage verloren. Darum wurden in einer großangelegten Grabung im Jahr 1900 die Gräber freigelegt und die früheren Kaiser sogar in ungeöffneten Gräbern gefunden. Die im Anschluß bis 1906 angelegte neue Krypta unter dem alten Königschor dient heute als Grablege für acht Kaiser und Könige sowie deren Gemahlinnen: Konrad II. (  1039) und seine Gemahlin Gisela (  1043), Heinrich III. (  1056), Heinrich IV. (  1106) und seine Gemahlin Berta (  1087), Heinrich V. (  1125), Kaiserin Beatrix (  1184), zweite Gattin Friedrich Barbarossas und ihre Tochter Agnes, König Philipp von Schwaben (  1208, Sohn Friedrich Barbarossas), König Rudolf von Habsburg (  1291), König Adolf von Nassau (  1298) und König Albrecht von Österreich (  1308).
Im Park hinter dem Dom steht das Denkmal »Des Fährmanns Traum« von Günther Zeuner. Es verkörpert die Sage, nach der die Kaiser vom Dom her kommend zum Rhein zogen, um in großer Not dem Reich beizustehen. »Fährmann hol' über« sollen sie gerufen haben.
Speyer gehört übrigens zu den ältesten Bischofssitzen in Deutschland. Bereits im 4. Jahrhundert, so weisen es schriftliche Quellen aus, hat es dort einen Bischof gegeben. Der Speyerer Dom ist der Gottesmutter Maria, der Patrona Spirensis, geweiht.
Sein Gnadenbild, das 1794 von französischen Revolutionstruppen verbrannt wurde, ließ ihn schon früh zu der bedeutendsten Wallfahrtskirche des Bistums werden. Vor der 1930 von Papst Pius XI. gestifteten Marienstatue betete auch Papst Johannes Paul II. und sagte 1987: »Das Leid der gespaltenen Christenheit ist das Leid dieses Gotteshauses. Es ist ein Denkmal der Einheit, die einmal gewesen ist, und ein Mahnmal der Einheit, wie sie wieder kommen muss.«
Nur zwei Kapellen des einstigen Kapellekranzes sind noch erhalten. Dort befindet sich auch eine Gedenkstätte für Edith Stein. Als Jüdin geboren, ließ sie sich 1922 im Bistum Speyer taufen. 1942 wurde sie im Konzentrationslager Auschwitz trotzdem ermordet. Am 11. Oktober 1998 sprach Papst Johannes Paul II. sie heilig.
1999 wurde die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer gegründet. Mit den Zinserträgen des Stiftungs-Kapitals werden Instandhaltungen und Restaurierungsmaßnahmen finanziert; zum Beispiel die anstehende große Dom-Restaurierung durch Einwerben von Projekt-Fördermitteln - also von projektbezogenen Patenschaften. Die Gründung ging auf eine Initiative des Ex-Bundeskanzlers Helmut Kohl zurück.
Gegenüber vom Gotteshaus führt der Weg in die hübsche Altstadt, die von einem mächtigen Turm überragt wird. Der »Altpörtel« stammt aus dem 13. Jahrhundert und war einst das Westtor der Stadt. Erst 1761 wurde die große Uhr eingebaut. Von der Galerie aus hat man einen fantastischen Blick über die Stadt, man sollte ihn nachmittags genießen, wenn die Sonne auf die Domfassade scheint.Thomas Albertsen

Artikel vom 25.02.2006