17.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Felix Austria« ist
nicht nur glücklich

Protest wegen Siegerehrungen in San Sicario

Turin (dpa). Österreich geht für seine Ski-Heldin Michaela Dorfmeister, deren Abfahrtstriumph bei Olympia nicht angemessen gewürdigt worden sei, auf die Barrikaden.

Als »absolut unwürdig« bezeichnete nicht nur der Österreichische Rundfunk (ORF) die Siegerehrung in San Sicario und hat sich deshalb beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Ski-Weltverband FIS und bei der für die Fernsehübertragungen zuständigen European Broadcasting Union (EBU) beschwert. »Der ORF protestiert mit aller Schärfe«, heißt es in der Erklärung.
Unterdessen hat das erste Damen-Abfahrts-Gold seit Annemarie Moser-Pröll 1980 in Lake Placid für Riesenjubel in der Alpenrepublik gesorgt. »820 Millionen Sekunden oder 13,7 Millionen Minuten oder 228 000 Stunden oder 9494 Tage - so lange dauerte die Durststrecke«, rechnete die Tageszeitung »Kurier« penibel nach und schrieb: »Der rot-weiß-rote Gold-Bann bei den Winterspielen 2006 ist gebrochen.«
Das zweite Gold für Felix Austria folgte nur fünf Stunden später durch die Rodler Andreas und Wolfgang Linger - so etwas hatte es zuletzt 1992 in Albertville gegeben, als Patrick Ortlieb in der Abfahrt und Ernst Vettori im Skispringen siegten. »Es gibt nichts Größeres, als in der allerletzten Saison Olympia-Gold zu holen«, jubelte Annemarie Pröll (52) vor dem Fernseher in ihrem Café in Kleinarl übers Dorfmeisters Coup. »Michi war mein Tipp. Sie ist eine würdige Nachfolgerin.« Österreichs Boulevardblatt »Kronenzeitung« titelte in Original-Farbe: »Gold«.
Da jedoch nicht alles Gold ist, was glänzt, trommelt nun der ORF für angemessenere Siegerehrungen. Im Gegensatz zu den Zeremonien vor historischer Kulisse auf der Piazza Castello in Turin verkommen die Medaillenübergaben in den Bergen zum Pflichtprogramm. Diese Erfahrung musste allerdings nicht nur die Österreicher machen - auch Georg Hettich wurde so »gewürdigt«.

Artikel vom 17.02.2006