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Gold schon dicht vor Augen

Weinbuch kombiniert falsch: Taktik führt zu Silber

Turin (dpa). Hoch gepokert und Gold verloren: Die Flucht nach vorn ist für die deutschen Nordischen Kombinierer nach hinten losgegangen. Silber glänzt auch: Jens Gaiser, Ronny Ackermann, Björn Kircheisen und Georg Hettich.

Als die Österreicher den ersten Mannschafts-Olympiasieg feierten, stand dem DSV-Quartett die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Statt der sicher geglaubten Goldmedaille gab es nur Silber. Auch ein Vorsprung nach der Hälfte des Rennens von 47 Sekunden reichte Björn Kircheisen, Georg Hettich, Ronny Ackermann und Jens Gaiser nicht. »Wir hatten Gold vor Augen und haben wieder einmal Silber geholt«, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch.
»Wir haben mit Gold geliebäugelt und daher die Flucht nach vorn angetreten«, kommentierte Hettich die fehlgeschlagene Taktik, die besten Läufer an den Anfang der 4 x 5-km-Staffel zu stellen. »Ich denke, die Taktik ist voll aufgegangen. Die Österreicher waren sehr stark und einfach besser«, behauptete Weinbuch dennoch. Er hatte schon zuvor falsch gelegen, als er den laufstarken Sebastian Haseney durch den in der Loipe schwächeren, aber auf der Schanze besseren Gaiser ersetzte. Weinbuchs taktische Maßnahmen gingen nur bis zum letzten Anstieg auf, als Gaiser Mario Stecher nicht mehr folgen konnte. »Als er angriff, habe ich es nicht mehr gepackt«, entschuldigte sich Gaiser. »Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Über Silber können wir uns freuen, auch wenn die Ausgangsposition sehr gut war«, sagte Ackermann.
In der Fortsetzung des Springens von der Großschanze hatte das deutsche Quartett am frühen Morgen seine Führung behauptet und damit seine Ambitionen auf den ersten Olympiasieg seit 18 Jahren unterstrichen. Entsprechend stellte Weinbuch nach Rücksprache mit seinen Schützlingen die Staffel auf. Mit zehn Sekunden Vorsprung ging Kircheisen vor Michael Gruber in die Loipe. Der Sachse stürmte los und gab Hettich einen Bonus von 36,4 Sekunden mit. Der Einzel-Olympiasieger lief nochmals zehn Sekunden heraus. Danach kam es zum ewigen Duell zwischen Ackermann und Felix Gottwald, das der Österreicher klar für sich entschied. 26 Sekunden holte er auf und sorgte damit für Spannung auf der Schlussrunde. Dort lief Stecher nach der Hälfte auf Gaiser auf und ließ ihn am letzten Berg stehen.

Artikel vom 17.02.2006