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Nur Nieten in der
Wetter-Lotterie

Biathletinnen versacken im Schnee

Turin (dpa). Die deutschen Biathletinnen haben sich beim Olympia-Sprint verzockt und in der Wetterlotterie von San Sicario nur Nieten gezogen.
Das deutsche Quartett hatte in der durch Schneefall langsamen Loipe keine Chance gegen die später bei Sonnenschein laufende Konkurrenz. »Das war kein guter Tag. Wir haben uns etwas verpokert«, sagte Bundestrainer Uwe Müßiggang über die Entscheidung, frühe Startnummern zu wählen.
Beim Überraschungssieg der Französin Florence Baverel-Robert über 7,5 Kilometer belegte Weltcup-Spitzenreiterin Kati Wilhelm als beste Deutsche Platz sieben. Damit gingen die deutschen Skijäger in der vierten Entscheidung erstmals leer aus.
Baverel-Robert hatte noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen, nutzte aber die Gunst der hohen Startnummer. Sie lag in fehlerfreien 22:31,4 Minuten vor der Schwedin Anna Carin Olofsson (22:33,8/1). Bronze gewann die Ukrainerin Lilia Efremowa (22:38,0/0).
»Auf Baverel und Efremowa hätte heute wohl keiner gewettet«, kommentierte Müssiggang. Kati Wilhelm fehlten nach einem Schießfehler 18,4 Sekunden auf Gold. »Wir haben heute Pech gehabt. Mit dieser Startnummer hatten wir keine Chance. An der Fahrkarte beim letzten Schuss hat es nicht gelegen«, sagte die Sprint-Olympiasiegerin von 2002.
Das sah nicht jeder so. »Ihr letzter Schuss lag knapp einen Zentimeter daneben. Ohne den wäre sie Olympiasiegerin geworden«, meinte Müssiggang verärgert. »Es wäre also trotz des Wetterpechs mehr drin gewesen.« Wilhelm brauchte als eine der beste Läuferinnen im Feld für eine Strafrunde 28 Sekunden, die Konkurrenz benötigte in der bei Sonnenschein schneller werdenden Spur fünf Sekunden weniger.
»Besonders tragisch ist es, dass an dieser Wetterlotterie auch die Verfolgung am Samstag hängt«, sagte Katrin Apel (Frankenhain), die als 22. bereits mit 1:33,5 Minuten Rückstand in die 10-Kilometer-Distanz starten wird. Uschi Disl (Moosham) verfehlte sogar drei Scheiben und lag 1:57,7 Minuten zurück. Mehr noch als über ihr Rennen ärgerte sie sich über Olga Pylewa. »Ich bin wahnsinnig enttäuscht. Wenn sie gedopt hat, gehört sie lebenslänglich gesperrt«, schimpfte die 35-Jährige.
Die deutschen Biathletinnen und Trainer hatten der offiziellen Wetterprognose vertraut, die ein Ende des Schneefalls vor dem Start um 12.00 Uhr vorhergesagt hatte. Die Russinnen und Französinnen setzten auf die bei allen Weltcups verfügbaren Daten der Schweizer Wachsfirma Toko. Diese sagten das Ende des Schneefalls eine halbe Stunde nach dem Beginn des Rennen voraus und lagen damit richtig. »Es war eine Lotterie, und wir hatten kein Glück dabei«, lautete Müssiggangs Fazit.

Artikel vom 17.02.2006