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Olga Pylewa ist gedopt

Disqualifikation beschert Martina Glagow Silber

Turin (dpa). Der erste Doping-Fall der XX. Olympischen Winterspiele hat der deutschen Biathletin Martina Glagow nachträglich die Silbermedaille beschert. Nach dem 15-Kilometer-Rennen ist die russische Olympia-Zweite Olga Pylewa positiv auf das Stimulanzmittel Carphedon getestet worden.
Die Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen Komitees disqualifizierte sie nach einer Anhörung gestern, in der sie die Medikamenteneinnahme gestanden haben soll.
Die 26-jährige Martina Glagow aus Mittenwald reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Nachricht. »Ich habe mich über Bronze gefreut. Es ist direkt schade, dass ich es wieder hergeben muss«, sagte sie nach ihrem 17. Platz im Sprint, für den Pylowa bereits vom IOC suspendiert worden war. Zugleich war sie geschockt über diesen Sport-Betrug: »Mich hat es ganz schön gefroren. Es ist brutal, dass es im Biathlon so etwas gibt.« Betrübt war Bundestrainer Uwe Müssiggang: »Für unseren Sport ist es ein schwerer Schlag.«
IOC-Vizepräsident Thomas Bach hatte bereits vor der Anhörung ein »hartes Durchgreifen« angekündigt. »Es gilt das Prinzip der strikten Verantwortlichkeit«, erklärte er. Danach müssen die Athleten selbst aufpassen, was sie zu sich nehmen. Im Fall von Olga Pylowa handelt es sich um ein Stimulanzium, das Anfang der 90er Jahre in Russland für das Militär und Kosmonauten entwickelt wurde. Wie das Institut für Biochemie in Köln auf seiner Website mitteilte, sei es vermutlich auch zur Leistungssteigerung für Sportler geschaffen worden.
Die Weltmeisterin von 2004 und 2005 aus Krasnojarsk soll das verbotene Mittel wegen einer Fußverletzung eingenommen haben. Die 30-jährige Weltklasseathletin hatte sich vor dem Weltcuprennen am 13. Januar in Ruhpolding den Fuß umgeknickt. Zur Behandlung ließ sie ihre Ärztin Nina Winogradowa aus ihrer Heimat einfliegen. »Das war hundertprozentig der Fehler der Ärztin«, sagte Nikolai Durmanow, Leiter der russischen Anti-Doping-Kommission. Die Internationale Biathlon-Union (IBU) will nun heute über das Strafmaß entscheiden. Das Reglement sieht eine Sperre von zwei Jahren vor.
Für den letzten Doping-Fall im Biathlon hatte der Weißrusse Wadim Saschurin im Jahr 2002 gesorgt. Freigesprochen wurde dagegen ein Jahr später die Russin Albina Achatowa, die über 15 Kilometer auf den Bronzeplatz vorrückt. Sie konnte daraufhin an der WM in Chanty Mansijsk teilnehmen, obwohl sie zuvor der Einnahme eines Stimulanzmittels überführt worden war. Damals wurde ihr attestiert, die Substanz ohne eigenes Verschulden eingenommen zu haben. Sie hatte das stimulierende Präparat von ihrer Teamärztin bekommen, die dafür mit einer Sperre belegt wurde.

Artikel vom 17.02.2006