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Sparkasse will noch mehr Geld

Mantelhaus-Versteigerung scheitert - Gebot lag bei 3,5 Millionen Euro

Bielefeld (uko). Trotz eines Gebotes von 3,5 Millionen Euro ist die Zwangsversteigerung des »Mantelhauses« an der Niedernstraße gescheitert. Die Sparkasse Bielefeld als Hauptgläubiger hat gestern vor dem Amtsgericht die Einstellung des Verfahrens beantragt. Danach musste Rechtspfleger Tim Möller den Zuschlag verweigern.

In der Immobilie an der Niedernstraße 5-7 gegenüber der Altstädter Nicolaikirche sind insgesamt 25 Mietwohnungen, im Erdgeschoss das Ladenlokal Opitz und im Hinterhaus das »Bistro Noodles« untergebracht. Die Einnahmen daraus - die Nettokaltmiete beträgt jährlich 317 724 Euro - fließen allerdings schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Eigentümerin, der Mantelhaus Buddeberg Vermögen und Immobilien GmbH & Co., zu. Rechtsanwalt Philip Ohletz kassierte diese Gelder bisher als Zwangsverwalter.
Die Tradition des Textilhauses Buddeberg reicht bis ins Jahr 1827 zurück. Das Unternehmen residierte stets an der Niedernstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark zerstört; nach dem Wiederaufbau erlangte die Immobilie den Ruf des »Mantelhauses«. Unter der Ägide der Firma Opitz wurden hier stets Wäsche und Aussteuerware verkauft.
Gutachter Klaus Kühn hatte für die Immobilie einen Verkehrswert von 3,5 Millionen Euro festgesetzt. Das Mantelhaus liege in einer 1a-Lage, an der Niedernstraße gebe es die höchste Kunden- und Passantenfrequenz. Das jetzige Wohn- und Geschäftshaus war 1961 gebaut worden, Umbauten erfuhr es 1971 und 1986. Im Keller- und Zwischengeschoss befinden sich insgesamt 58 Stellplätze für Pkw.
Exakt auf der Höhe des Verkehrswertes lag gestern morgen das Gebot von Kaufmann Hans Mensendiek: 3,5 Millionen Euro. Er war damit der einzige Bieter in Saal 4089 des Amtsgerichts. Nachdem Tim Möller die Bieterstunde geschlossen hatte, kam postwendend die Antwort von der Sparkasse Bielefeld: der Antrag auf Einstellung des Verfahrens. Möller versagte danach den Zuschlag.
Die Sparkasse ist Hauptgläubigerin der Mantelhaus Buddeberg Vermögen und Immobilien GmbH & Co. Allein an dinglichen Forderungen sind im Grundbuch des Mantelhauses 7,89 Millionen für das Kreditinstitut eingetragen. Die offenen Forderungen sind wahrscheinlich nicht so hoch anzusetzen. Sparkassen-Pressesprecher Manfred Brinkmann ließ daher gestern keinen Zweifel daran, dass »unsere Preisvorstellungen höher als das Gebot liegen«. Man gehe davon aus, »dass noch andere Interessenten da sind«. Diesen potentiellen Bietern wolle man in der Zukunft eine Chance geben.
Ein neuer Termin, der im Frühsommer stattfinden könnte, gibt zunächst der Eigentümerin einen Aufschub. Zudem kann die Mantelhaus Buddeberg Vermögen und Immobilien GmbH & Co. mit einer höheren Entschuldung rechnen.

Artikel vom 16.02.2006