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Fußball-Polizei nimmt
zur WM Fans ins Visier

Bielefelds Ordnungshüter mit Sondereinheit auf Streife

Von Jens Heinze (Text und Foto)
Bielefeld (WB). In knapp vier Monaten beginnt in Deutschland die Fußballweltmeisterschaft - und Bielefelds Polizei steht für das Großereignis schon in den Startlöchern. Unter anderem soll zur WM-Zeit eine Sondereinheit auf den Straßen der Großstadt feiernde Fußball-Fans ins Visier nehmen.

Die so genannte »Einsatzeinheit Fußball« wird aus den Beamten der drei hiesigen Polizeiinspektionen zusammengezogen und soll während der Weltmeisterschaft vom 9. Juni bis zum 9. Juli in Bielefeld deutlich Präsenz zeigen. Über die Kräfteanzahl dieser Truppe zur besonderen Verwendung wollte Polizeirat Dirk Zühlke (46), der mit Polizeirat Michael Erdmann (42) die Einheit leiten wird, aus taktischen Gründen keine Auskunft geben. Dagegen teilte Zühlke mit, dass die Beamten zur WM besonders ausgerüstet würden. Als Vorbild gilt offenbar die fußballerfahrene Bielefelder Polizei-Einsatzhundertschaft: Diese Ordnungshüter, die bei jedem Heimspiel der Arminen in der SchücoArena präsent sind, verfügen unter anderem über Helme, Schutzschilde und Schlagstöcke.
Die neue »Einsatzeinheit Fußball« könne beispielsweise öffentliche Liveübertragungen von WM-Spielen auf Großleinwand begleiten, so Zühlke. Auch könnten die Beamten bei einem Autokorso der Fußballfans verkehrsregelnd eingreifen. Unterstützt werde die Einsatzeinheit von international erfahrenen szenekundigen Fußball-Polizisten. Diese Zivilfahnder, die jedes Spiel des DSC überwachen und unter anderem bei den Weltmeisterschaften 1998 in Frankreich und 2002 in Japan/Südkorea vor Ort waren, sollen Hooligan-Ausschreitungen unterbinden.
Der Chef der Bielefelder szenekundigen Beamten, Oberkommissar Volker Geißler, bleibt deswegen während der WM in Bielefeld und wird von weiteren Beamten unterstützt. Seine Kollegen, die Kommissare Thoren Düsenberg und Dirk Wüstenbecker, verstärken die WM-Leitstelle der NRW-Polizei in Neuss und begleiten die deutsche National-Elf bei ihren WM-Auftritten.
Konkrete Erkenntnisse, dass in der Großstadt zur Weltmeisterschaft Gefahr droht, hat Polizeirat Zühlke derzeit nicht. Man wolle aber, so der hochrangige Beamte weiter, für alle Fälle gerüstet sein, »damit Bielefeld friedlich feiern kann«. Zugleich versicherte Zühlke, dass trotz des Aufwandes rund um die Weltmeisterschaft der Schutz der Bürger gewährleistet bleibe. Für den normalen Wachdienst stünden weiterhin genügend Beamte zur Verfügung: Im Bielefelder Polizeipräsidium ist wie bei allen anderen Ordnungshütern im Lande NRW während der WM eine Urlaubssperre angeordnet.
Noch unklar ist, ob und wo um die 200 Bielefelder Ordnungshüter ihre Kollegen im Sommer an den WM-Spielorten Köln, Gelsenkirchen und Dortmund unterstützen werden. Die hiesige Einsatzhundertschaft sei zwar darauf vorbereitet, Konkretes wisse man aber momentan noch nicht, sagte Polizeisprecher Michael Waldhecker.
Die Fahnder des Bielefelder Staatsschutzes seien ebenfalls auf den Abmarsch zur WM vorbereitet. Sie sollen zwischen Weser und Rhein nach religiös oder politisch motivierten Gewalttätern Ausschau halten und drohende Anschläge verhindern.

Artikel vom 20.02.2006