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Vogelgrippe breitet sich aus

Dritter Fall auf Rügen - keine unmittelbare Gefahr für Menschen

Berlin/Brüssel (Reuters/dpa/WB). Nach der überraschend rasanten Ausbreitung der Vogelgrippe in Europa rüsten sich Deutschland und seine EU-Partner gegen die Geflügelkrankheit. Eine unmittelbare Gefährdung für Menschen bestehe aber nach wie vor nicht, betonte Bundesumweltminister Horst Seehofer (CSU).

Seehofer sagte weiter, im Kampf gegen die Vogelgrippe sei bisher getan worden, was »menschenmöglich war und ist«. Die Kontrollen etwa an den Grenzen sollen beibehalten werden. Er will ein ausnahmsloses Verbot von Geflügelmärkten und Geflügelausstellungen durchsetzen.
Auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte, es gebe keine Veränderung bei der Gefährdungslage für Menschen. Die Vogelgrippe bleibe eine Tierseuche, die nur bei sehr engem Kontakt zu infizierten Tieren, aber nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden könne.
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) wies darauf hin, dass bisher etwa 3400 Proben von Hausgeflügel genommen worden seien, ohne dass ein Erkrankungsfall diagnostiziert wurde. Auf der Insel Rügen wurden von Bürgern gestern etwa 100 tote Schwäne gesichtet. Diese seien wegen eines Verdachts auf Vogelgrippe den Behörden und der Polizei gemeldet worden, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. Die Tiere würden aufgelesen und zur Untersuchung zum Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit auf der Insel Riems transportiert.
Das Institut bestätigte einen weiteren Vogelgrippe-Fall. So wurde das H5N1-Virus gestern Vormittag bei einem toten Habicht festgestellt. Er war weiter nördlich des Fundortes der beiden Schwäne gefunden worden, für die sich am Dienstagabend der Vogelgrippeverdacht bestätigt hatte.
In anderen europäischen Ländern mehren sich die Verdachtsfälle. So meldeten unter anderem Polen, Ungarn und Dänemark, es bestehe der dringende Verdacht, dass verendete Schwäne an dem Vogelgrippe-Virus H5N1 gestorben seien.
Zum Schutz des Federviehs vor der Vogelgrippe wurde in mehreren Ländern Europas wie in Schweden, Norwegen, Tschechien, Slowenien und Frankreich wieder eine Stallpflicht verordnet. In ganz Deutschland soll sie morgen beginnen.
Das NRW-Umweltministerium wies die Städte und Gemeinden gestern per Erlass an, die laufenden Untersuchungen von Wildvögeln auf mögliche Vogelgrippe-Infektionen auszuweiten. Im Kreis Paderborn hat Landrat Manfred Müller (45) 2000 Geflügelhalter mit insgesamt 1,3 Millionen Federtieren zur erhöhten Wachsamkeit aufgerufen.
Im Paderborner Kreishaus sowie in der Kreisrettungszentrale sind Notruftelefone geschaltet, die bei Vogelgrippeverdacht sofort zu alarmieren sind. Das Paderborner Kreisveterinäramt kündigte Kontrollen zur Überwachung der Stallpflicht an.
Die EU untersagte die Einfuhr unbehandelter Federn aus allen Ländern, die der Gemeinschaft nicht angehören. Damit wird ein für einige Staaten bereits bestehendes Einfuhrverbot ausgeweitet. Es gilt zunächst bis Ende Juli.
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Artikel vom 16.02.2006