16.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Linssen setzt Fusion auf die Tagesordnung

Sparkassen legen Bilanz 2005 vor

Von Bernhard Hertlein
Bochum (WB). Die 76 westfälisch-lippischen Sparkassen gehen aus einer Position wieder steigender wirtschaftlicher Ertragskraft in die immer wahrscheinlicher werdenden Fusionsgespräche mit dem Rheinischen Sparkassen- und Giroverband.
Rolf Gerlach -Êletzter Präsident in Westfalen-Lippe?

Nach Einschätzung ihres Verbandspräsidenten Dr. Rolf Gerlach hegt NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) die feste Absicht, dem Koalitionsvertrag zu folgen und die beiden Sparkassenverbände zu fusionieren. Im Augenblick sind die drei Kommunal- und die zwei Sparkassenverbände in NRW beauftragt, Grundlagen für ein neues Landessparkassengesetz auszuarbeiten. Bis Ende Mai soll das Ergebnis vorliegen. 1994 war eine andere Studie zu der Auffassung gelangt, dass zwei getrennte Sparkassenverbände effizienter arbeiten. Im Unterschied zu Westfalen-Lippe mit seinen 76 Mitgliedern und 1514 Geschäftsstellen wird der Rheinische Verband von einigen sehr großen Sparkassen dominiert.
In ihrer 125-jährigen Geschichte waren beide Verbände schon einmal 75 Jahre vereint. Beim angestrebten neuen Sparkassengesetz geht es auch um die Zukunft des Regionalprinzips und die kommunale Bindung der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute.
Der Marktführer unter den regionalen Geldinstituten hat 2005 seine Kreditzusagen an Firmenkunden um 19 Prozent gesteigert. Gerlach zufolge zog die Nachfrage im Herbst spürbar an. Das gelte auch für die Darlehen an Privatleute. Erstmals bewarben 74 der 76 Institute im Spätjahr gemeinsam einen Konsumentenkredit mit einem effektiven Jahreszins ab 4,99 Euro. »Das Neugeschäft lag in der Zeit um 43 Prozent über Vorjahresniveau«, zog Gerlach eine positive Bilanz. Insgesamt haben die Sparkassenkredite ein Volumen von 69,6 Milliarden Euro.
Auf der anderen Seite errreichten die Kundeneinlagen mit 70,8 Milliarden Euro (plus 1,4 Prozent) den höchsten Stand seit 2000. Der Wertpapierabsatz legte vier Prozent zu.
Regional verlief die Entwicklung bei den 23 Sparkassen in OWL ruhiger. Sowohl Kundeneinlagen als auch Kundenkredite stiegen um 0,5 Prozent auf 21,7 bzw. 21,5 Milliarden Euro.
Insgesamt erzielten die Sparkassen in Westfalen-Lippe ein Jahresergebnis von 242 Millionen Euro -Ê38 Millionen mehr als im Vorjahr. Dabei konnten die Wertberichtigungen auf Kredite von 500 auf 300 Millionen Euro reduziert werden. An Spenden wurden 50,3 Millionen Euro ausgeschüttet. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich von 29 970 auf 30 227.
»Dass wir unser Geschäft beherrschen, zeigt sich darin, dass es in 30 Jahren in Westfalen-Lippe keien Stützungsfälle gab«, erklärte Gerlach. Im Zusammenhang mit der Einrichtung eines Stützungsfonds startete der Verband ein Risiko-Monitoring. Erfreuliches Ergebnis beim Probelauf Ende 2005: Bei 70 der 76 Institute steht die Ampel auf Grün. Nur bei jeweils drei scheint sie gelb oder rot und berechtigt damit den Verband, bestimmte Fragen an die Sparkassen zu richten oder die Verwaltungsräte zu einer Sitzung zusammen zu rufen.

Artikel vom 16.02.2006