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Die russische Meisterschaft lieferte der erstaunten Schachöffentlichkeit eine Premiere: Dass ein Spieler verschläft und kampflos verliert, kommt auf diesem Niveau sonst nicht vor. Der Pechvogel hieß Alexander Morosewitsch, dem dies gegen den späteren Zweiten Jakowenko widerfuhr und der dann Dritter wurde, mit einem Punkt Rückstand auf den Sieger Rublewskij.


Niemzowitschindisch

Weiß: Wolkow
Schwarz: Morosewitsch

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0-0 5.Sge2 Te8 6.a3 Lf8 7.g3 d5 8.cd5 ed5 9.Lg2 a5 10.0-0 Sa6 11.Ld2 c6 12.Tc1 Sc7 Schwarz hat gegen den vorsichtigen weißen Aufbau keinerlei Probleme. 13.Sa4 Se6 14.b4 Se4 15.Le1 ab4 16.ab4 16.Lb4 würde den Läufer besserstellen, hinterließe aber einen Krüppel auf a3: 16...S6g5 17.Sf4 Ld6 18.Sd3 Lh3, und Schwarz stünde klar besser. 16...Sd6 17.Sc5 Sc7 18.Sb3 Schüchtern gespielt, doch auch etwa 18.Sf4 kann nicht begeistern, zum Beispiel 18...Scb5 nebst ev. 19...Sc4. 18...h5 19.Sa5 Die Partiefolge legt 19.h4 Lg4 20.Dc2 nahe. 19...h4 20.Sf4 hg3 21.hg3 Se6 22.Sd3 Sg5 23.g4?! f5 24.Se5 fg4 25.Sg4 Sgf7 26.f4? Tauscht nach den vorangegangenen Lockerungsübungen auch noch einen Zentrumsbauern gegen den unwichtigen Bb7. Listig wäre 26.Se5 Se5 27.de5, weil 27...Te5 an 28.Tc6 scheitert, aber 27...Sf5 nebst ev. Sh4 sähe natürlich gut aus. 26...Lg4 27.Dg4 Te3 28.f5 Se4 28...Db6 wäre nicht zu verachten, etwa 29.f6 Te1! 30.Tce1 Db4, und Weiß stünde auf verlorenem Posten. 29.Sb7 Df6 30.Td1 Ta2 31.Sc5 Lc5 32.bc5 Tee2 Als Ergebnis des schwachen 26. Zuges sind die Türme ohne Gegenwehr auf der Zweiten erschienen. 33.Lf3 Th2 34.Le4 de4 35.Lf2 Der letzte Fehler. Zäh ist 35.Tf2 Th4 36.Dg6, weil er trotz des Bauernverlusts zum ersten Mal seit langer Zeit aktive Züge machen dürfte: 36...Dg6 37.fg6 Tg4 38.Kf1 Tf2 39.Kf2 Tg6 40.d5 cd5 41.Td5, und der Freibauer bietet gewisse Remischancen. 35...Dh6 36.De4 36.Dg3 Sg5 ist chancenlos. Er spekuliert auf 36...Sg5 37.De8 Kh7 38.Dg6 Kh8 39.De8, remis; 38...Dg6 39.fg6 Kg6 40.Kh2 geht ja nicht. Aber: 36...Te2! 37.Dg4 (37.De2 Th1 und Matt) 37...Sg5 38.Dg3 Sh3 39.Kh2 Sf2 40.Kg1 Dh1 matt. Von Sergej Wolkow merkwürdig blass gespielt.



R. von Petrow, „Sphinx“ 1866Matt in zwölf Zügen


Lösung der Schachaufgabe von Kirillov/Olympiev:

Aktive Figuren gegen passive, starker König gegen schwachen - das reicht. Das Mattreiben 1.Sc6! Ta4 2.Tc8 Kb7 3.Tb8 Ka6 4.Kc7 Sc4 liegt auf der Hand, aber dann? 5.Sd4! Ka5 (5...Ka7 6.Sb5 Ka6 7.Sc3) 6.Sb3 Ka6 7.Sc5 Ka5 (7...Ka7 8.Tb7 Ka8 9.Sa4) 8.Ta8 und 9.Sa4.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 25.02.2006