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Kissen-Schatz geht an ehrliche Finderin

10 210 Mark zunächst sechs Monate im Fundbüro - Ev. Stiftung Ummeln spendiert TV-Gerät

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Sennestadt/Brackwede (WB). Der 16. Februar 2006 scheint zum Glückstag für Hannelore Raudies aus Sennestadt zu werden: Wie es derzeit aussieht, darf die 45-jährige Frührentnerin, die in ihrem Kopfkissen stolze 10 210 D-Mark entdeckt hatte (das WESTFALEN-BLATT berichtete), den kompletten Betrag, etwa 5000 Euro, selbst behalten.

Nach Auskünften des Polizei-Sprechers Friedhelm Burchard wird dieser Fall zwar wie eine herkömmliche Fundsache behandelt. Jedoch gehe man nach ersten Ermittlungen nicht davon aus, dass noch Anspruchsberechtigte auftauchten bzw. Erben der alten Dame, die das wertvolle Kissen 1987 an Hannelore Raudies verschenkt hatte. Trotzdem wird das Geld vorerst für sechs Monate bei Thomas Schütze im Bielefelder Fundbüro zwischengelagert. Und auch der klingt sehr optimistisch im Sinne der Finderin: »Die alte Dame wird schon genau gewusst haben, wie viel Geld sie da ins Kissen genäht hat und wem sie es zum Geschenk macht«, sagt Schütze. »Frau Raudies braucht da überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich schicke ihr in Kürze eine Fund-Anmeldebestätigung. Die gibt sie in sechs Monaten bei mir ab und bekommt das Geld.«
Hannelore Raudies reißt die Arme hoch: »Hurra, in sechs Monaten bin ich reich!« Mitten in diese positive Stimmung platzte gestern zu allem Überfluss auch noch die Evangelische Stiftung Ummeln: Deren Chefs, Pastor Uwe Winkler und kaufmännischer Vorstand Frank Voigt, hatten beide den Bericht über den sonderbaren Geldfund und die finanziellen Sorgen der Finderin in ihrer Tageszeitung gelesen. Dabei stellten sie fest, dass sie Hannelore Raudies persönlich kennen, weil die vor 20 Jahren im damaligen Mädchenheim der Evangelischen Stiftung Ummeln gelebt hatte. »Schon früher war Frau Raudies uns als sehr ehrliche Person aufgefallen, deshalb fanden wir ihre Geschichte in der Zeitung jetzt besonders ergreifend«, sagte Frank Voigt. »Und diese Ehrlichkeit wollten wir unbedingt spontan honorieren.«
Winkler und Voigt beschlossen daher »auf dem kurzen Dienstweg«, der Sennestädterin einen neuen Fernseher zu schenken. Wenig später klingelte eine kleine Abordnung der Evangelischen Stiftung bei Hannelore Raudies an der Tür und schleppte ein hochwertiges TV-Gerät mit 72-Zentimeter-Bildschirm in deren kleine Dachgeschosswohnung. Nach zwei Jahren »Mattscheiben-Hörfunk« gibt es dort jetzt wieder Fernsehen mit Bild... Die Beschenkte konnte ihr Glück kaum fassen: »Ich finde es toll, dass sich die Menschen so auffällig für meine kleine Geschichte interessieren«, erklärte die bescheidene Sennestädterin zu Tränen gerührt.

Artikel vom 17.02.2006