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»Die WM 2006
wird ein Krieg«

Harte Trainer-Töne aus Brasilien

Rio de Janeiro (dpa). Titelverteidiger Brasilien setzt bei der Fußball-WM in Deutschland mehr auf Kampf als auf »Samba«-Fußball. Nationalcoach Carlos Alberto Parreira warnte in Rio de Janeiro davor, die Gegner bei dem Turnier zu unterschätzen.

»Die WM wird ein Krieg sein. Ich mag solche Ausdrücke im Sport eigentlich nicht, aber es wird ein wahrer Krieg. Alle werden gegen uns sein, und wir werden Kriegsgeist benötigen«, sagte er am Rande der Bekanntgabe des Kaders für das WM-Vorbereitungsspiel am 1. März gegen Russland in Moskau.
Seine Mannschaft mache zwar eine sehr gute Phase durch. Während der Weltmeisterschaft werde das aber überhaupt nicht von Nutzen sein. »Unsere jüngsten Leistungen und die guten Ergebnisse zeigen lediglich, dass wir auf gutem Wege sind, mehr nicht«, so der Mann, der am 27. Februar seinen 63. Geburtstag feiert. Er führte Brasilien bereits 1994 in den USA nach 24-jähriger Durststrecke zum WM-Titel.
Parreira beklagte außerdem die geringe Zahl der Vorbereitungs-partien. Nach dem Russland-Spiel hat Brasilien keine Testbegegnungen mehr auf dem Programm. »Ich hätte gern ein Vorbereitungsspiel im Februar gehabt. Eins im März und dann noch eins im April, aber das ging wegen des internationalen Spielkalenders leider nicht«, meinte er. Immerhin habe er während der letzten drei Jahre 83 Spieler testen können.
Brasilien geht mit drei »Legionären« der Bundesliga sowie mit zwei »Neulingen« in das Vorbereitungsspiel am 1. März gegen Russland in Moskau. Parreira nominierte am Dienstag in Rio Zé Roberto und Lucio (beide FC Bayern München) sowie Juan (Bayer Leverkusen). Neu im Kader sind Stürmer Fred (Lyon) und Außenverteidiger Maicon (Monaco).
Außerdem wurden alle Superstars um Ronaldinho (FC Barcelona), Ronaldo, Roberto Carlos, Robinho (alle Real Madrid) und Kaka (AC Mailand) nominiert. Verzichten muss die »Seleção« lediglich auf Stamm-Außenverteidiger Cafu, der sich einer Operation unterziehen und etwa vier bis sechs Wochen ausfallen wird.
Brasilianische Medien hoben hervor, dass der Test gegen Russland für die Aufstellung des WM-Kaders von »entscheidender Bedeutung« sein werde. Parreira werde sich danach für die 23 Namen entscheiden und nur im Fall einer Verletzung eine Änderung erwägen, hieß es in den meisten Medien übereinstimmend.
Parreira will seinen Kader am 15. Mai benennen. In Rio gab er noch einmal dem zuletzt heftig kritisierten Kapitän Cafu Rückendeckung: »Ich wette, dass Cafu beim WM-Debüt in der Stammelf stehen wird. Er ist zwar schon 35 - aber weiter erste Wahl.«

Artikel vom 16.02.2006