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Alles stand im Horoskop

Sylke Otto ist die erfolgreichste Rodlerin der Welt

Deutsche »Rodel-Power«: Silke Kraushaar, Sylke Otto und Tatjana Hüfner (v.l.) - einfach unschlagbar. Foto: dpa
Turin (dpa). Nach einem wahren Interview-Marathon fand Sylke Otto erst weit nach Mitternacht Zeit, sich endlich zu ihrem Freund zu setzen. »Das war ganz schön stressig«, beschrieb die zweifache Rodel-Olympiasiegerin die Stunden nach ihrem erneuten Gold-Coup im Eiskanal von Cesana. Ihren Aufstieg zur erfolgreichsten Rodlerin der Welt konnte die 36-Jährige nach der kurzen Nacht noch immer nicht richtig begreifen: »Wahnsinn! Und das nach all den Rückschlägen.«
Von Beginn an hatten die seit November 1997 ungeschlagenen deutschen Frauen das Olympia-Rennen auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in gewohnter Manier beherrscht. Otto, Silke Kraushaar und Senkrechtstarterin Tatjana Hüfner ließen an ihrer Favoritenrolle keinen Zweifel. Courtney Zablocki aus den USA war die einzige, die halbwegs mit dem Frauen-Express mithalten konnte. »Ich weiß nicht, warum die Deutschen so überlegen sind«, sagte die Amerikanerin ratlos.
»Mein letzter Lauf war nicht gerade der Oberhit«, beschrieb Otto die letzten Sekunden auf dem Weg zu ihrem zweiten Gold nach 2002. Kurzzeitig hatte es sogar so ausgesehen, dass Kraushaar nach ihrem schwachen Start doch noch ihren zweiten Olympiasieg nach 1998 in Nagano einfahren könnte. Doch am Ende war Otto, die noch im Sommer im Halsbereich eine künstliche Bandscheibe eingesetzt bekommen hatte, die strahlende Siegerin. Dabei war eigentlich alles schon vorher klar gewesen: »Meine künftige Schwiegermutter hat mir mein Horoskop vorgelesen und demnach war das mein Glückstag.«
Doch auch Kraushaar, die den Winter mit dem Gewinn des Weltcups und der EM dominiert hatte, war über ihren zweiten Platz nach Gold 1998 und Bronze 2002 glücklich. »Ich habe jetzt das komplette Set voll«, sagte die 35-Jährige aus Oberhof. Ottos Oberwiesenthaler Vereinskollegin Hüfner, die gleich bei ihren ersten Winterspielen Edelmetall einfuhr, war noch am Tag danach völlig überwältigt. »Es ist für mich schon noch ein bisschen unfassbar. Ich bin einfach überglücklich.«

Artikel vom 16.02.2006