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Eine philosophische Motorradtour

Andreas Krüger empfiehlt Kultbuch der Hippiezeit - Literaturtipp 14


Bielefeld (sas). Erstmals haben Wissenschaftler der Universität in diesem Semester Literaturtipps für Studienanfänger gegeben: Romane, Sachbücher oder Krimis legen sie den Studierenden ans Herz. Wir veröffentlichen einiger dieser Empfehlungen - wie die von Andreas Krüger.
Eine Art Roadmovie in Romanform, eine philosophische Untersuchung und die Erzählung eines Menschen, der auf der Suche nach der philosophischen Erkenntnis an seine Grenzen kommt in einem Buch - das alles sei »Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten«, wirbt Andreas Krüger. Und der Doktorand an der Fakultät für Physik zitiert Besprechungen, in denen das Buch von Robert M. Pirsig als »spannendster Thriller der Ideengeschichte« oder »philosophische Easy-Rider-Ballade« bezeichnet wird.
Pirsig, Jahrgang 1928, erzählt in dem hochgradig biographischen Roman die Geschichte einer Motorradtour quer durch die USA. Unterwegs sind mit ihm sein Sohn Chris, die Freunde John und Silvia - und »Phaidros«, der sich als frühere Persönlichkeit des Autors entpuppt; eine Persönlichkeit, die er nach einem Nervenzusammenbruch und anschließender vielfacher Behandlung mit Elektroschocks verloren hat. Der Autor, der sich aufgegeben hatte und dazu übergegangen war, technische Gebrauchsanweisungen zu schreiben, unternimmt diese Reise auch, um sich auf die Suche nach dem eigenen Selbst zu machen.
Das Buch, 1974 erschienen, war ein Kultbuch der Hippiezeit - und es ist, findet Krüger, auch heute noch lohnend und herausfordernd. »Sprache und Aufbau sind nicht kompliziert. Trotzdem ist es ein schweres Buch, weil es den Leser an philosophische Gedanken heranführt.« Und es lehre, selbst zu philosophieren. »Wenn man sich erst einmal hineingebissen hat, kitzelt es das Ego«.
Besonders gerne, weiß Krüger, wird das Buch Informatikstudenten im ersten Semester empfohlen: »Es enthält einen längeren Teil über eine Fehlersuche am Motorrad. Da reflektiert man, was es für das Denken bedeutet, wenn man ein Problem lösen will, das unlösbar scheint.« Und man lerne, dass die physische Arbeit des Mechanikers nicht das Wesentliche ist, sondern das sorgfältige Beobachten und präzise Denken.
Das Buch von Pirsig, Begründer der Metaphysik der Qualität, hat es gar in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft: als das am häufigsten abgelehnte Buch. Denn der Autor musste 121 Verlage anschreiben, bevor der 122. es druckte. Der Bestseller hat allein in Deutschland schon die 28. Auflage erreicht.
Denen, die mehr über Buch und Autor wissen möchten, empfiehlt Andreas Krüger die Homepage www.zamm.home.att.net/Contents.htm. Er würde sich auch freuen, wenn die, die es jetzt vielleicht lesen, sich bei ihm melden würden unter akrueger@physik.uni-bielefeld.de. Er selbst liest just drei Bücher: »Einbruch in die Freiheit«, »Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn« und - reiner Zufall - »Zen und die Kunst sich zu verlieben.«

Artikel vom 17.02.2006