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Keine Hektik
wegen der
Vogelgrippe

Stallpflicht schon ab morgen

Von Matthias
Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Weil die Vogelgrippe Deutschland erreicht hat, gilt die Stallpflicht für Geflügel bereits vom morgigen Freitag an. Folge: Betriebsamkeit der Bielefelder Hühnerhalter, aber keine Hektik.

Die Stadt empfiehlt den Bürgern dennoch Vorsicht im Umgang mit Wildgeflügel. Tote Tiere sollten keinesfalls berührt werden, und auch die Fütterung der Tiere an Gewässern und in Parks solle unterbleiben, weil sie Wildvögel - die Überträger des Virus' - anlockt. Auf Empfehlung des Veterinäramtes rät die Stadt zudem davon ab, Singvögel am Vogelhäuschen zu füttern - dies sei wegen der relativ milden Temperaturen unnötig.
Wer auffällige Veränderungen im Verhalten von Waldvögeln beobachtet, wird gebeten, dies dem Veterinäramt (Tel.: 51-21 57) zu melden. Gleiches gilt, sofern ein toter Wildvogel entdeckt wird.
Nachdrücklich weist das Veterinäramt darauf hin, dass in Deutschland die Vogelgrippe bei Hausgeflügel bisher nicht nachgewiesen wurde. Für Menschen bestünden deshalb keine konkreten Risiken, sich im Umgang mit Hausgeflügel zu infizieren. Auch der Verzehr von Hausvögeln sei unbedenklich.
Nach den bisherigen Erkenntnissen gehe auch von Tauben kein erhöhtes Risiko aus, heißt es in dem Infotext der Stadt weiter. Tauben könnten zwar erkranken, nicht jedoch das Virus übertragen - aus diesem Grunde seien sie auch nicht von der Stallpflicht betroffen.
Trotzdem empfiehlt das Veterinäramt, sich aus hygienischen Gründen von Tauben und ihrem Kot fernzuhalten.
Die heimische Landwirtschaft reagiert umgehend, aber gelassen, auf die neuen Verordnungen. »Zu dieser Jahreszeit laufen die meisten Hühner ohnehin nicht mehr Freien umher«, sagt Hans-Jürgen Kleimann. Deswegen befürchtet der Kreisverbandsvorsitzende der Landwirte auch nicht, dass aus dem vorgezogenen Termin zur Stallpflicht (ursprünglich: 1. März) wirtschaftlichen Nachteile entstehen.
»Wir werden die gesetzlichen Vorgaben penibel befolgen, um alle erkennbaren Risiken auszuschließen«, versichert Kleimann. Er sei sich allerdings im klaren darüber, dass viele »Erkenntnisse« derzeit kaum mehr als bloße Vermutungen seien. Kleimann schätzt, dass von den 530 Mitgliedern im Kreisverband der Landwirte »höchstens ein Drittel« Hühner hält.
Im Bielefelder Veterinäramt zählt man etwa 800 Hühnerhalter - nicht alle sind auch Landwirte. »Fast alle ÝIllegalenÜ, gut 100 Privatpersonen, die unangemeldet Vögel halten, haben wir in den vergangenen Monaten aufgespürt«, sagt Dr. Hans-Helmut Jostmeyer, Abteilungsleiter der städtischen Lebensmittelüberwachung und des Veterinärwesens.
Im Tierpark Olderdissen müssen jetzt ein gutes Dutzend Gänse, etwa 30 Hühner und ungefähr genauso viele Enten eingefangen werden. »Sie kommen in unsere Volieren, teilweise ins Winterhaus - anbauen müssen wir also nicht«, sagt die für den Tierpark zuständige Verwaltungsangestellte Dörte Güth. Wie man der wilden Stockenten habhaft wird, sei allerdings noch unklar.
Die meisten der 51 Vogelarten in Olderdissen, darunter die Greife, gelten gegenüber dem H5N1-Virus als resistent. »Dennoch besteht das im Oktober 2005 verhängte absolute Fütterverbot weiter«, erklärt Dörte Güth.

Artikel vom 16.02.2006